7.1.15

Brooks Winery Janus Pinot Noir 2011, Willamette Valley



Der „Pinot weit weg“ Start ins neue Jahr muss erfahrungsgemäß mit einem Oregon Pinot vollzogen werden! Erst vor wenigen Monaten konnte ich meinen ersten Wein von Brooks verkosten. Da war es noch Riesling. Heute soll es dem noch sehr jungen Janus Pinot Noir 2011 an den Korken gehen. Bei dem Janus handelt es sich um einen Verschnitt aus Einzellagen (en detail: 66% Brooks Estate Vineyard, 21% Muska Vineyard, 10% Sunny Mountain Vineyard und 3% Momtazi Vineyard) die über das Willamette Valley verstreut sind. Der Janus - immerhin der Römische Gott der Balance sowie des Neubeginns, des Endes und des Anfangs - soll laut Brooks Webseite „The ultimate expression of Pinot Noir! Janus is our flagship...the richest, most vibrant and intense blend that we produce“ darstellen. Insbesondere was die göttliche, und bei Pinot Noir nie zu unterschätzende, Eigenschaft der Balance betrifft, zeigte der Janus vielversprechende Qualitäten. Auch was die wein'igen Beschreibungen „vibrant“ und „intense“ angeht bin ich bei der Aussage durchaus dabei. Die Beschreibung „rich(est)“, naja, die kann ich nicht ganz nachvollziehen, da ich zum einen keine anderen Brooks Pinots kenne und zum anderen mir dieser Janus glücklicherweise aber überhaupt nicht rich vorkam. Aber genug der unheilvollen Vorwegnehmungen! Jetzt gibt’s den ersten „Pinot weit weg“ im Jahr 2015 …



Die Farbe des Janus war transparent, leicht, „flockig“ und zeigte sonst durchaus auch so manchen klaren Reflex. Trotz aller visuellen Leichtigkeit erwies sich dieser Janus als nicht der aller hellste. Ein zur Farbintensivität neigendes Rubinrot, trotz aller offensichtlicher Transparenz, dürfte meinen Eindruck wohl am besten wiedergeben. Seine Nase berstete nur so vor lebendig wirkenden Himbeeren. Diese wirkten eindeutig reif, vielleicht etwas sehr sonnenverwöhnt, und dennoch erstaunlich kühl. Neben der intensiven Himbeerprägung zeigte sich auch eine stattliche Verwöhnung von Hagebutten(tee), eine Spur Limettensaft, eine (vermutlich) eingebildete Idee an Panna Cotta, eine gewisse gekühlte veilchenlastige Blumigkeit, etwas getrocknetes Heu und noch sehr verhalten wirkendes Unterholz. Auch am Gaumen wirkte der Janus sehr lebendig, intensiv (insbesondere bei 12,2 % Alkohol) und zuweilen mir noch eine Spur zu fruchtbetont. Trotz dem „fruchtbetonten ... zuweilen“ präsentierte sich diese Frucht nicht als überbordend angeberisch oder gar hitzig. Die Fruchtaromen sollte ich wohl am treffenden als ein Potpourri an Waldbeeren mit starker Neigung zum himbeerigen Überhang beschreiben. Die Hagebutte spielte im Hintergrund ihr eigenes zurückgezogenes Spiel. Neben den erwähnten fruchtigen Aromen konnte ich einige in ihrer Strukturbeeinflussung etwas hölzern wirkende Ausbauverwöhnungen, eine Spur weißer Schokolade und das eine oder andere getrocknete Laubblatt erschmecken. Der komplexeste Pinot Noir war der Janus sicherlich nicht. Doch seine intensive lebendige Saftigkeit, seine sehr schlanke Figur und sein bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht erwähnte, aber durchaus erwähnenswerte, durchaus langer Abgang, sowie die sehr balancierte Säure, vermochten es mich zu überzeugen. Bei der Einordnung in meine alt(un)bewährten Bewertungskategorien tu ich mir etwas schwer. Ein "Zwischenstatus" im Bereich anständig **** bis sehr anständig ***** dürfte momentan den Nagel am besten neben den Kopf treffen. Ach ja, "Zwischenstatus" deshalb: in diesem Janus mag noch die eine oder andere Spur an Evo versteckt sein. 

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