Der „Pinot weit weg“
Start ins neue Jahr muss erfahrungsgemäß mit einem Oregon Pinot
vollzogen werden! Erst vor wenigen Monaten konnte ich meinen ersten
Wein von Brooks verkosten. Da war es noch Riesling. Heute soll es dem
noch sehr jungen Janus Pinot Noir 2011 an den Korken gehen. Bei dem
Janus handelt es sich um einen Verschnitt aus Einzellagen (en detail:
66% Brooks Estate Vineyard, 21% Muska Vineyard, 10% Sunny Mountain
Vineyard und 3% Momtazi Vineyard) die über das Willamette Valley
verstreut sind. Der Janus - immerhin der Römische Gott der Balance
sowie des Neubeginns, des Endes und des Anfangs - soll laut Brooks
Webseite „The ultimate expression of Pinot Noir! Janus is our
flagship...the richest, most vibrant and intense blend that we
produce“ darstellen. Insbesondere was die göttliche, und bei
Pinot Noir nie zu unterschätzende, Eigenschaft der Balance
betrifft, zeigte der Janus vielversprechende Qualitäten. Auch was die
wein'igen Beschreibungen „vibrant“ und „intense“ angeht
bin ich bei der Aussage durchaus dabei. Die Beschreibung „rich(est)“,
naja, die kann ich nicht ganz nachvollziehen, da ich zum einen keine
anderen Brooks Pinots kenne und zum anderen mir dieser Janus
glücklicherweise aber überhaupt nicht rich vorkam. Aber genug
der unheilvollen Vorwegnehmungen! Jetzt gibt’s den ersten „Pinot
weit weg“ im Jahr 2015 …
Die Farbe des Janus war
transparent, leicht, „flockig“ und zeigte sonst durchaus auch so
manchen klaren Reflex. Trotz aller visuellen Leichtigkeit erwies
sich dieser Janus als nicht der aller hellste. Ein zur Farbintensivität
neigendes Rubinrot, trotz aller offensichtlicher Transparenz, dürfte
meinen Eindruck wohl am besten wiedergeben. Seine Nase berstete nur
so vor lebendig wirkenden Himbeeren. Diese wirkten eindeutig reif,
vielleicht etwas sehr sonnenverwöhnt, und dennoch erstaunlich kühl.
Neben der intensiven Himbeerprägung zeigte sich auch eine stattliche
Verwöhnung von Hagebutten(tee), eine Spur Limettensaft, eine
(vermutlich) eingebildete Idee an Panna Cotta, eine gewisse gekühlte veilchenlastige Blumigkeit, etwas getrocknetes Heu und noch sehr verhalten wirkendes
Unterholz. Auch am Gaumen wirkte der Janus sehr lebendig, intensiv
(insbesondere bei 12,2 % Alkohol) und zuweilen mir noch eine Spur zu
fruchtbetont. Trotz dem „fruchtbetonten ... zuweilen“ präsentierte
sich diese Frucht nicht als überbordend angeberisch oder gar hitzig. Die
Fruchtaromen sollte ich wohl am treffenden als ein Potpourri an
Waldbeeren mit starker Neigung zum himbeerigen Überhang beschreiben.
Die Hagebutte spielte im Hintergrund ihr eigenes zurückgezogenes
Spiel. Neben den erwähnten fruchtigen Aromen konnte ich einige in
ihrer Strukturbeeinflussung etwas hölzern wirkende
Ausbauverwöhnungen, eine Spur weißer Schokolade und das eine oder
andere getrocknete Laubblatt erschmecken. Der komplexeste Pinot Noir
war der Janus sicherlich nicht. Doch seine intensive lebendige Saftigkeit,
seine sehr schlanke Figur und sein bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht
erwähnte, aber durchaus erwähnenswerte, durchaus langer Abgang,
sowie die sehr balancierte Säure, vermochten es mich zu überzeugen.
Bei der Einordnung in meine alt(un)bewährten Bewertungskategorien tu
ich mir etwas schwer. Ein "Zwischenstatus" im Bereich anständig ****
bis sehr anständig ***** dürfte momentan den Nagel am besten neben den
Kopf treffen. Ach ja, "Zwischenstatus" deshalb:
in diesem Janus mag noch die eine oder andere Spur an Evo versteckt
sein.
No comments:
Post a Comment