8.12.14

The Bridge Riesling 2012 by Teutonic Wine Company & Weingut Immich-Anker, Willamette Valley / Mittelmosel




Brücken gibt es viele! Manche Brücken sind schön anzusehen, die meisten sind eher nützlich und von zweckmäßiger Natur, fast alle Brücken verbinden und die eine oder andere – insbesondere eine ganz Spezielle – rufen zuweilen bei so Manchem, in dem speziellen Fall bei so manchem Weinliebhaber, zünftig-saueraufstoßenden Unmut hervor. Trinkbare, gar schmackhafte Brücken hingegen gibt es meines Wissens nicht ganz so viele! Doch gerade eine solche außergewöhnliche Brücke möchte ich euch heute vorstellen!

Das Fundament für diese besagte liquide Brücke wurde im Jahr 2012 während eines Skype-o-visio-phonats - muss mal schaun ob diese eindringlich-seltsame Beschreibung schon geschützt ist ;-) - zwischen Daniel Immich vom Weingut Immich-Anker in Enkirch an der Mosel und dem Weinmacher und Weinimporteur Barnaby Tuttle der Teutonic Wine Company in Portland gelegt. Der Plan war ganz „einfach“: Lass uns zusammen einen Wein machen! Und jetzt kommt es. Mit zusammen war nicht gemeint, dass man an der Mosel oder im Willamette Valley gemeinsam einen Wein produzieren wollte, sondern das man beide Orte mittels einer Wein-Brücke - oder etwas spezifischer einer Riesling-Bridge, in Form einer sich ergänzenden sowie verbindenden Zusammenfügung von Wein, verbinden wolle! Was für eine wagemutig-grandiose und sicherlich auch leicht verrückte Idee!

Wie hat man sich solch eine verbindende „Zusammenfügung“ nun vorzustellen? Recht simpel, man mischt einfach den riesling'ischen Rebensaft von beiden Seiten des Atlantiks und nennt ihn „The Bridge“! Naja, ganz so einfach war es dann wohl doch nicht! Zum einen musste der moselanische Teil, insgesamt fünfhundert Liter, auf einen zoll-erschwerten langwierigen Weg in fünfhundert einzelnen 1 Liter Flaschen nach Oregon verschifft werden. Zum anderen durfte nach Fertigstellung dieser besagte „The Bridge“ Riesling 2012 weder Riesling genannt werden, noch einen Jahrgang oder eine Herkunftsbezeichnung auf dem Etikett haben. Dies vereitelten die Regularien der amerikanischen TTB.

Genug der Vorrede! Jetzt soll es mehr zum eigentlich Interessanten geben: dem Wein. Bei dem „The Bridge“ Rielsing handelt es sich um einen zu gleichen Teilen von der Mittelmosel und dem südlichen Willamette Valley in Oregon vermischten Riesling. Das Traubengut für den deutschen Teil des Rieslings stammt aus 50 bis 70 Jahre alten teilweise wurzelechten Anlagen im Enkricher Eisbruch. Im Eisbruch herrschen, wie in vielen Teilen an der Mittelmosel, sehr steile Blauschieferterrassen vor. Vergoren wurde er spontan ohne Reinzuchthefen im Edelstahltank. Das Traubengut für den amerikanischen Teil stammt von mehr als 30 Jahre alten Anlagen aus dem südwestlich von Eugene gelegenen Crow Valley Vineyard. Bei den dort vorhanden Böden handelt es sich um Tonböden mit hohem Eisenanteil. Vergoren wurde er spontan ohne Reinzuchthefen in alten gebrauchten Barrique Fässern. Dabei lag er für 12 Monate auf der Hefe ohne aufgerührt zu werden!

Insgesamt wurden 1000 Liter (ca. 1300 Flaschen) dieses Weines produziert. Dabei raus gekommen ist ein sehr eigenständig wirkender und durchweg erwähnenswerter Riesling wie man ihn ganz sicher nicht alle Tage vorgesetzt bekommt! 




Die Farbe des The Bridge Riesling erwies sich als bemerkenswert satt für sein jugendliches Alter. Hell goldenen Reflexen waren in jeder Biegung meines Glases auszumachen. Seine Viskosität wirkte für einen sensorisch trockenen Riesling mit 11,1 % Alkohol erstaunlich dicht und dickflüssig. Meine Nase erreichten komplexe und größtenteils exotisch reife Düfte von Mandarinen, getrocknetem Pfirsich, einer Spur Kokosnuss und sehr frisch wirkender gelber Grapefruit. Das Nasenspiel machte auf mich einen sehr expressiven, leicht ins Breite gehenden, in der ersten Stunde etwas petroligen und dennoch erstaunlich elegant-frischen Eindruck. Darüberhinaus meinte ich zeitweise eine gewisse mir vertraute schieferlastige Würzigkeit aufzuschnappen. Am Gaumen zeigte der "The Bridge" Riesling ein packendes, eher zur Weichheit tendierendes, dichtes und keinesfalls fett wirkendes Spiel an unterschiedlichen, teilweise für Riesling etwas ungewohnten, Aromen(-kombination). Im Vordergrund standen hierbei sehr expressive und reife Aromen von Pfirsichen, frischen Mandarinen und einem Hauch leicht unreifer Ananas. Diesen sehr mitteilungsvollen Aromen stand eine prägnante, frische und belebende Säure, die wohl vom moselanischen Part beigesteuert wurde, gegenüber. Nach etwas mehr als 1 ½ Stunden kamen immer mehr ergänzende Aromen auf, die mich an mildes Marzipangebäck und an Oma's Käsekuchen mit Rosinen erinnerten. Diese Aromen verblieben trotz ihrer vermeintlich süßen Grundgesinnung sensorisch durchweg trocken. Wie ich schon erwähnt habe: ein durchaus ungewöhnliches Geschmacksbild. Die „anspringende“ und lebendig-frische Struktur des Rieslings und seine bemerkenswerte Länge im Abgang konnten mich überzeugen. Meiner Ansicht nach verbanden bzw. ergänzten sich die beiden „Grundweine“ überraschend gut! Einerseits konnte der Moselaner dem Weine eine gewisse Frische, vielleicht eine Spur Raffinesse und sicherlich ein gehöriges Maß an Kühle verleihen. Der oregonesische Teil vermochte es zu diesem gelungenen Weinprojekt reife und ausdrucksstarke Fruchtaromen sowie eine respektable Tiefe beizusteuern. Für mich, in meiner etwas kokettierend-misanthropischen Bewertungssprache ausgedrückt, ein durchweg sehr anständiger ***** Riesling mir viel eigenem Charakter und „beängstigend“ schnellen Flaschenleerungsqualitäten!


Neben dem "The Bridge" Riesling konnte ich zeitgleich auch den Enkricher Eisbruch Riesling trocken vom Weingut Immich-Anker aus den Jahren 2012 und 2013 verkosten. Der 2012er, der exakt den die 50%igen Mosel Anteil im The Bridge Riesling vertrat, hatte eine wesentlich hellere und zartere Farbe. Seine Nase wirkte schlank, zeigte eine angenehme leichte schieferlastige grün-würzige Aromatik, hatte auch etwas von weißem Pfeffer und eine Idee von fruchtiger Traubigkeit. Sein Geschmack war geprägt von kühlen und sehr fein betonten mild- fruchtigen Aromen sowie einer delikaten Blauschiefer Mineralität. Die feinen Fruchtaromen erinnerten mich stark an Limonen und deren Abrieb sowie an etwas grünen Apfel. Die Säure zeigte sich im Eisbruch 2012 zweifelsohne sehr prägnant. Wie schon erwähnt, kam diese im Bridge Riesling sicherlich sehr gut und wohltuend durch. Für mich war der Eisbruch Riesling trocken ein schlanker, durchweg sehr trinkfreudiger, eher unkomplizierter, eindeutig trockener – nicht nur moseltrockener - und jetzt schon sehr gut zugänglicher Spaß-Riesling mit offensichtlichen Anzeichen seiner moselanischen Herkunft!


Der Enkircher Eisbruch Riesling trocken 2013 präsentierte sich im Vergleich zum 2012er erstaunlich unterschiedlich. Alleine schon der angegebene Alkohol war 1,5 % höher als beim 2012er (nur 11,0%). Zwar erwies sich seine Farbe als durchaus vergleichbar hell und fast schon etwas farbarm, doch schon seine Nase wirkte wesentlich duftig-expressiver, exotisch-fruchtiger und noch etwas jugendlich aufmüpfig. Die nasalen Fruchtaromen erinnerten mich an Guave, noch leicht grüne Banane, eine Spur Holunder und ergänzend dazu der schon vom 2012er bekannte grüne Apfel. Auch sein Geschmack war, wie seine Nase, wesentlich ausdrucksstärker, reif-fruchtiger und durchweg jugendlich lauter. Am Gaumen wirkten die vom Naseneindruck schon bekannten Aromen schon fast ein wenig üppig. Glücklicherweise konnte die merkbare Säure dieser zur Exotik neigenden Üppigkeit zu einer sich ankündigenden Balance verhelfen. Mit etwas mehr Belüftung (nach ca. 3 Stunden und am zweiten Tag) vermochte es der Eisbruch Riesling Andeutungen zu machen wo seine Entwicklung hingehen wird. Nun wirkte er ausbalancierter, zeigte einige leicht rauchig würzige Herkunftsmerkmale und sogar eine Spur Raffinesse. Im Vergleich zu 2012er kam mir die Ausgabe von 2013 doch etwas moseltrockener vor. Ich würde dem 2013er Eisbruch Riesling trocken noch einige Zeit auf der Flasche gönnen. Seine Anlagen scheinen den 2012er - hinsichtlich noch mehr Spaß im (mit mehr Substanz gefülltem) Glas - zu überflügeln.

2 comments:

Subtlet said...

Glad to see you got to taste and enjoy this. I too was impressed by the ability of the Mosel acidity to distinguish itself within the blend.

Oh Dae-su said...

Hi Dan, yep I really enjoyed the Bridge. I tasted it together with a real Rieslind "fanatic" and he enjoyed it as well. A very unique way of Riesling. Happy Holidays!