Im Zentrum von New South Wales zwischen riesigen
stickig-staubig-stinkigen Kohlelöchern, dem immernoch nicht so leicht
durchdringlichen Busch und dem eher selten stillen, zumindest aus eigenen ziemlich unangenehmen Erfahrungen abgeleitet, Stillen Ozean befindet sich eines der
interessantesten und ältesten Weinbaugebiete Australiens. Schon seit fast 200 Jahren
wird im Hunter Valley professioneller Weinbau betrieben. Zunächst mit
nicht all zu großem Erfolg und anscheinend schon gar nicht hinsichtlich erwähnenswerter Qualitäten. Doch als der Semillion sich gegen Ende des 19.
Jahrhunderts immer mehr Anbaufläche einverleibte ging es mit der
Qualität und Reputation aufwärts. Doch erst ab den 1960er Jahren
erreichten Weine aus dem Hunter Valley unter dem eigentümlichen von Leo
Buring, einem lokalen Weinhändler, kreierten Namen „Rhine Gold“ gewisse
Beachtung über die Grenzen des fünften Kontinent hinaus. Auch heute noch
werden aus Semillion die gefragtesten und berühmtesten Weine des Tales
hergestellt. Da ich meist ja nicht sehr viel Motivation aufbringe mich
mit Gefragtem oder Berühmten schriftlich auseinanderzusetzten, soll es
sich bei meinem heutigen Wein um einen Shiraz aus dem Hunter Valley
handeln. Shiraz ist bekanntlich Australiens liebstes (Wein)Kind. Auf
etwa einem Viertel aller Anbauflächen Australiens wird er angepflanzt.
Im Hunter Valley hingegen befindet sich Shiraz gegenüber Semillon,
Chardonnay und immer mehr auch gegenüber Verdelho im hintertreffen.
In
den 1990er Jahren begann der aus Österreich stammenden Hotelmanager
Wolfgang Grimm in der Nähe von Pokolbin ein kleines Weingut mit dem
Namen Grimm's Domain aufzubauen. Mit guten Maß and beratender Hilfe von Fritz Hasselbach, bekannt
vom Weingut Gunderloch im Rheinhessen, produzierte er im Jahre 1999 seinen Moon River Shiraz aus einem ca. 1 ha kleinen Weinberg. Leider
gibt es das Weingut mittlerweile nicht mehr, doch Dank eines
erfolgreichem Beutezuges exakte 16417 km nordwestlich vom Hunter Valley
konnte ich vor wenigen Wochen genau diesen Wein ausgiebig verkosten. Und da sind
sie nun - meine Eindrücke ...
Die Farbe des Moon River Shiraz 1999
hatte sofort beim Einschenken einen gewissen Überraschungseffekt auf Lager. Seine Farbe war
erstaunlich transparent, sehr strahlend und von eher heller granatroter
Tönung. Von erwähnenswerten Verfärbungen kann ich eigentlich kaum
berichten. Nur am Rand zeigten sich einige dünn positionierte ins ziegelrot gehende Reflexe. Die Nase erinnerte mich hinreichend an
Ferien auf dem Bauernhof. Eine sehr „ländliche“ nasale Prägung
dominierte den Wein die erste Stunde. Daneben zeigten sich
Fruchtaromen von sehr reifen und etwas getrocknet wirkenden dunklen
Kirschen sowie einigen eingelegten Rosinen. Beide Eindrücke wurden mit fortschreitender
Zeit immer präsenter. Des Weiteren zeigten sich verhaltenere
Aromen von Piment, mildem Chilli, schwarzen Oliven, etwas Teer (sehr elegant
wirkender!?), äthiopischem Kaffeepulver und staubiger rotbrauner -
eingebildeter Uluru - Erde. Alles in allem wirkte die Nase durchaus
vital, präzise, kaum aufdringlich und weit entfernt von offensichtlichen Anzeichen für eine
baldige Pensionierung. Was die Eindrücke am Gaumen betrifft, zeigte
sich diese eben erwähnte Verrentung wesentlich schneller heraufziehend. Hier
wirkte der Shiraz was seinen Körper betrifft zwar durchaus gut
trainiert, sicherlich noch voll am Leben und doch ein klein wenig in die Jahre gekommen. Die Frucht war
immer noch präsent und sogar etwas würzig anmutend, wenn auch etwas weniger
eindringlich wie in der Nase. Die Aromen erwiesen sich größtenteils
deckungsgleich. Abgesehen von den rosinig wirkenden Eigenschaften.
Diese fanden auf der Zunge nicht statt. Staubig war hier nicht nur
die rotbraune Erde, sondern auch so manches Tannin. Eine stattliche
Länge konnte der Moon River die ersten vier bis fünf Stunden auch
aufweisen. Danach wurde diese stetig kürzer und fortschreitend
herber. Um nochmals auf den Körper zurückzukommen sollte ich noch
erwähnen, dass dieser Shiraz mit 13 % Alkohol ziemlich sicher nie
einer dieser muskelbepackten und dennoch etwas füllig aufgepumpt wirkenden
Vertreter von Aussie Shiraz Weinen war (und ist) wie sie nicht selten in
Europa (und zugegebenerweise auch in Australien) auf den Markt gelangen. Eine gehörige Portion an - sich nach fünfzehn
Jahren erfüllender - Eleganz und "übertragener" Leichtigkeit waren bei
diesem Wein bestimmt intendiert. Im Moment fand ich den Moon River Shiraz
1999 immer noch - und ganz eindeutig - anständig ****. Doch vor einem Jahr dürfte er noch eine Spur interessanter gewesen sein! Also Korken raus und rein ins Glas!
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