10.11.14

Grimm's Domain Winery Moon River Shiraz 1999, Hunter Valley NSW

Im Zentrum von New South Wales zwischen riesigen stickig-staubig-stinkigen Kohlelöchern, dem immernoch nicht so leicht durchdringlichen Busch und dem eher selten stillen, zumindest aus eigenen ziemlich unangenehmen Erfahrungen abgeleitet, Stillen Ozean befindet sich eines der interessantesten und ältesten Weinbaugebiete Australiens. Schon seit fast 200 Jahren wird im Hunter Valley professioneller Weinbau betrieben. Zunächst mit nicht all zu großem Erfolg und anscheinend schon gar nicht hinsichtlich erwähnenswerter Qualitäten. Doch als der Semillion sich gegen Ende des 19. Jahrhunderts immer mehr Anbaufläche einverleibte ging es mit der Qualität und Reputation aufwärts. Doch erst ab den 1960er Jahren erreichten Weine aus dem Hunter Valley unter dem eigentümlichen von Leo Buring, einem lokalen Weinhändler, kreierten Namen „Rhine Gold“ gewisse Beachtung über die Grenzen des fünften Kontinent hinaus. Auch heute noch werden aus Semillion die gefragtesten und berühmtesten Weine des Tales hergestellt. Da ich meist ja nicht sehr viel Motivation aufbringe mich mit Gefragtem oder Berühmten schriftlich auseinanderzusetzten, soll es sich bei meinem heutigen Wein um einen Shiraz aus dem Hunter Valley handeln. Shiraz ist bekanntlich Australiens liebstes (Wein)Kind. Auf etwa einem Viertel aller Anbauflächen Australiens wird er angepflanzt. Im Hunter Valley hingegen befindet sich Shiraz gegenüber Semillon, Chardonnay und immer mehr auch gegenüber Verdelho im hintertreffen.

In den 1990er Jahren begann der aus Österreich stammenden Hotelmanager Wolfgang Grimm in der Nähe von Pokolbin ein kleines Weingut mit dem Namen Grimm's Domain aufzubauen. Mit guten Maß and beratender Hilfe von Fritz Hasselbach, bekannt vom Weingut Gunderloch im Rheinhessen, produzierte er im Jahre 1999 seinen Moon River Shiraz aus einem ca. 1 ha kleinen Weinberg. Leider gibt es das Weingut mittlerweile nicht mehr, doch Dank eines erfolgreichem Beutezuges exakte 16417 km nordwestlich vom Hunter Valley konnte ich vor wenigen Wochen genau diesen Wein ausgiebig verkosten. Und da sind sie nun - meine Eindrücke ...



Die Farbe des Moon River Shiraz 1999 hatte sofort beim Einschenken einen gewissen Überraschungseffekt auf Lager. Seine Farbe war erstaunlich transparent, sehr strahlend und von eher heller granatroter Tönung. Von erwähnenswerten Verfärbungen kann ich eigentlich kaum berichten. Nur am Rand zeigten sich einige dünn positionierte ins ziegelrot gehende Reflexe. Die Nase erinnerte mich hinreichend an Ferien auf dem Bauernhof. Eine sehr „ländliche“ nasale Prägung dominierte den Wein die erste Stunde. Daneben zeigten sich Fruchtaromen von sehr reifen und etwas getrocknet wirkenden dunklen Kirschen sowie einigen eingelegten Rosinen. Beide Eindrücke wurden mit fortschreitender Zeit immer präsenter. Des Weiteren zeigten sich verhaltenere Aromen von Piment, mildem Chilli, schwarzen Oliven, etwas Teer (sehr elegant wirkender!?), äthiopischem Kaffeepulver und staubiger rotbrauner - eingebildeter Uluru - Erde. Alles in allem wirkte die Nase durchaus vital, präzise, kaum aufdringlich und weit entfernt von offensichtlichen Anzeichen für eine baldige Pensionierung. Was die Eindrücke am Gaumen betrifft, zeigte sich diese eben erwähnte Verrentung wesentlich schneller heraufziehend. Hier wirkte der Shiraz was seinen Körper betrifft zwar durchaus gut trainiert, sicherlich noch voll am Leben und doch ein klein wenig in die Jahre gekommen. Die Frucht war immer noch präsent und sogar etwas würzig anmutend, wenn auch etwas weniger eindringlich wie in der Nase. Die Aromen erwiesen sich größtenteils deckungsgleich. Abgesehen von den rosinig wirkenden Eigenschaften. Diese fanden auf der Zunge nicht statt. Staubig war hier nicht nur die rotbraune Erde, sondern auch so manches Tannin. Eine stattliche Länge konnte der Moon River die ersten vier bis fünf Stunden auch aufweisen. Danach wurde diese stetig kürzer und fortschreitend herber. Um nochmals auf den Körper zurückzukommen sollte ich noch erwähnen, dass dieser Shiraz mit 13 % Alkohol ziemlich sicher nie einer dieser muskelbepackten und dennoch etwas füllig aufgepumpt wirkenden Vertreter von Aussie Shiraz Weinen war (und ist) wie sie nicht selten in Europa (und zugegebenerweise auch in Australien) auf den Markt gelangen. Eine gehörige Portion an - sich nach fünfzehn Jahren erfüllender - Eleganz und "übertragener" Leichtigkeit waren bei diesem Wein bestimmt intendiert. Im Moment fand ich den Moon River Shiraz 1999 immer noch - und ganz eindeutig - anständig ****. Doch vor einem Jahr dürfte er noch eine Spur interessanter gewesen sein! Also Korken raus und rein ins Glas!

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