So wie dieser L'Avion 2008 muss sich
eine behandschuhte Ohrfeige von Nastassia Fillipowna aus
Dostojewski's Der Idiot angefühlt haben. Keine Ahnung wie auf diesen Bezug spontan gekommen bin. Es war einfach der erte Gedanke der sich auf meiner Zunge entwickelte. Seine bestimmte Kraft, die gehörig
Arroganz, der gewisse Hang zum Hysterischen, die elegant protzend
Zurschaustellung und seine wunderbare Bissigkeit gepaart mit einer
Erhabenheit die den januar'ischer Newski-Prospekt dahinschmelzen
könnte, mögen mich wohl zu dieser seltsamen Assoziation. Nur die enorme Tiefgründigkeit dürfte der nicht all zu
schlauen Nastassia Fillipowna etwas abgegangen sein. Mein heutiger
Wein wiederum, ein 100 %iger Roussane von Stolpman Vineyards aus
durchschnittlich 75 Jahre alten Anlagen im Santa Ynez Valley –
genauer aus dem Ballard Canyon, zeigte beeindruckende und fast übermannende Tiefgründigkeit! Vielleicht das Beste was ich je von
dieser mir nicht sonderlich geliebten Rebsorte getrunken habe!
So, jetzt wird es spannend …oder auch nicht merh ganz so spannend!
Seine Farbe verriet mir was ich schon auf dem Rückenetikett gelesen habe: weder
gefiltert noch geschönt. Ein sattes reifes Gelb mit einer
Vielzahl von Schwebeteilchen, welches schon fast ein wenig in
Richtung eines hyper-hellen Orange ging, ergoss sich im meinem Glas.
Die Nase des L'Avion war sehr ausdrucksstark und leicht protzig.
Schon fast ein wenig wie ein verführerischer Schlag ins Gesicht, wenn ich das so leicht übertrieben formulieren darf. Sie
war geprägt von überaus intensiven, aber nicht obstruktiven, Aromen
von Limonenschalenabrieb, dazu etwas Orange und ein Hauch von
Quitten. Auch weißer Tee, etwas Lavendel, nicht wenig Salbei, auch
Bienenwachs und ein Hauch Wermut durften nicht fehlen. Am zeigten Tag
zeigten sich die Aromen ein wenig zurückhaltender und die
Zitrusgewächse vielleicht ein wenig floraler. Die Prägung vom 100%ig neuem
französischem Holz (500 l Fässer) zeigte sich überaus gut balanciert. Abgesehen der sehr leichten Noten von Karamell(milch)
konnte ich keine nennenswerten Beeinflussungen ausmachen. Am Gaumen
zeigte sich die gleiche sehr gute und harmonische Holzintegration.
Des weiteren zeigte sich auch hier auf der Zunge ein durchaus komplexes Bild von unterschiedlichen Aromen. Doch die gezügelte, und wiederum etwas anschlagende, Intensität
des Weines, zeigte seine für mich entscheidenden Qualitäten. Neben
den schon erwähnten Fruchtaromen, hier auch ein paar Anzeichen von
sehr reifen Mirabellen und später einigen Mandarinen, konnte mich
die Prägung durch den Salbei, ein fein nuanciertes Marzipan und
ausdrucksstarkes Bienenwachs (später immer mehr zum Honig
übergehend) sehr überzeugen. Die keineswegs nervende, aber dennoch sicher recht barocke Cremigkeit, passte sich aufs vor-trefflichste ins
Gesamtgeschmacksbild ein. Am zweiten Tag zeigte der Wein etwas
reifer und gefühlt tropischere Fruchtaromen. Seine Würzigkeit und
der begeisternd umhauende Druck nahm ein wenig ab. Ebenso zeigten sich das erste mal
während der gesamten Verkostung einige schüchterne Spuren
seiner 14,1 % Alkohol. Für mich insgesamt ein fantastischer ******
Wein der mich mit seinem speziellen Wesen und seiner gewaltigen
Überraschungskraft einfach nur niederstreckte! Wunderbar!
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