Nach längerer Abstinenz
hat es sich, natürlich mal wieder rein zufällig, zugetragen, dass
sich eine Möglichkeit am sonnigen süßlich-kühl-warmen Horizont
kristallisierte einen
meiner so liebgewonnenen Oregon Pinot Noirs probieren zu dürfen! Wie
nun die heutige Pinot-Erfahrung eigentlich war, werde ich am besten
erst gen Ende auflösen!
Zunächst erst ein
wenig mehr zum heutigen Pinot! Jenseits seiner
oregonesischen Herkunft kann dieser Wein auch mit ein wenig
moselanischer Prägung aufwarten. Moselanische Prägung? Ja, in der
Tat! Der unermüdliche Ernst Loosen vom Weingut Dr. Loosen, hat nicht nur
in Washigton State mit dem Eroica ein Teilprojekt am laufen, sondern
auch seit wenigen Jahren in der Dundee Hills AVA im Willamette Valley
eine Zusammenarbeit mit J. Christopher Sommers. Dieser Letztgenannte,
der ganz nebenbei erwähnt auch über ein großes Talent als
Rockmusiker verfügt, gründete sein Weingut im Jahr 1996 auf dem
Chehalem Mountain in Newberg mit dem Ziel Pinot Noir und Sauvignon
Blanc nach traditionellem französischen Stil (im speziellen Burgund
und Sancerre) zu erzeugen ohne diesen aber kopieren zu wollen!?! Seit
2010 ist Ernst Loosen voll und ganz mit an Bord und unterstützt die
vergrößerte Produktion von insgemast 16 ha mit reichlich Erfahrung und Fachwissen. Bei dem
heutigen Pinot handelt es sich um ein Verschnitt von Pinot Noir
Trauben aus unterschiedlichen Einzellagen in den Dundee Hills. Mehr konnte ich über den heutigen Wein leider nicht in Erfahrung bringen ...
Das Dundee Hills Cuvée 2008 präsentierte sich in meinem Glas als ein dunkler und stechend-jugendlich aussehender Pinot der schon fast über eine hypnotisch satte Farbe verfügte. Schwebeteilchen und übermäsige Mattigkeit konnte ich in dem unfiltrierten Wein nur wenige entdecken. Mein erster Eindruck vom Bukett war: Doch gar nicht so wenig vom schon oft erwähnten „Oregon Funk“! Dieser fühlt sich mit Vorliebe in Dundee Hills Weinen heimisch. Neben dieser unterholzigen, heusstadel'igen und trüffeligen Prägung konnte ich satte Cassisaromen, etwas Lebkuchengewürz, Spuren von Holzkohle und kühle limonige + minzige Anklänge entdecken. Nach einigen Stunden zeigte sich das Nasenbild etwas integrierter und ein wenig mehr geprägt von fleischigen Herzkirschen. Doch größere Veränderungen konnte ich letztlich nicht feststellen. Der Geschmack war wesentlich fruchtorientierter, frischer und fruchtsüßer als ich es erwartet habe. Im Vordergrund standen satte und sehr lebendige Cassisaromen und einige sich mit der Zeit verstärkende Aromen von dunklen Kirschen. Mit der gleichen Zeit entwickelte sich leider auch eine Tendenz hin zur leicht gekochten Beere. Auch ein wenig karamell und frucht-likörig lastige Noten entwickelten sich nach wenigen Stunden. Die sonst oft sehr mineralische „Oregon Funk“ Prägung von Dundee Hills Weinen zeigte sich zu Beginn gar nicht so ausgeprägt. Nach vier bis fünf Stunden krochen einige Aromen von frischen Pilzen und ganz wenig Laubwerk aus dem Unterholz hervor. Mit den Stunden und am nächsten Tag zeigten sich die einzelnen Aromen integrativer und nicht ganz so von meinerseits rein vermuteter zu langen Kaltmazeration (→ dunkle Farbe, sehr viel Cassisaromen, sehr frische/kühle Noten und sehr fruchtige Art usw.) geprägt. Die Säure des Pinot gefiel mir sehr. Sie war richtig vibrierend und griff dem Gesamtbild kräftig unter die Arme. Auch das noch etwas jugendlich wirkende Tannin zeigte seine strukturellen Qualitäten. Problematisch empfand ich die mit 13.5 % leicht präsente alkoholische Prägung und der ungewöhnlich ausgeprägte fruchtsüße Charakter des Weines. An dieser Stelle sollte erwähnt sein, dass mich dieser Wein viel mehr an einen leichteren Syrah von der nördlichen Rhone (+ mit gewisser oregonesischen Unterlagenprägung) erinnerte als an einen Pinot Noir aus dem Burgund (Achtung: die Verallgemeinerungen sind mir bewusst, aber ich habe heute schon wieder viel zu viel geschrieben → Verallgemeinerung). Auch vom Druck im Abgang und der Länge desselbigen bin ich von meinen letzten Oregon Pinot Noirs eine andere Qualität gewöhnt.
Leider war der Pinot Noir
Dundee Hills Cuvée 2008 der "stereotypischste" Neue Welt Pinot Noir (wie es sich der gestandene Europäer so gerne vorstellt) den ich aus Oregon, abgesehen von drei unerwähnten Ausnahmen, je
verkostet habe. Ich mag ihm zwar sicher seine Qualitäten in Form von schönen Fruchtaromen und guter Konzetration zugestehen,
doch aufgrund seiner sehr stark fruchtorientierten Gesamtkomposition,
einer leicht alkoholischen Prägung, einer eher etwas einfachen Komplexität und einer mir leider viel zu
präsenten und fast schon an Sonoma Pinots erinnernde Fruchtsüße kann ich in diesem
Wein nicht mehr als ein so la-la *** Wein sehen.
Eigentlich schade! Ich
hoffe, dass es nach einer pinotarmen Sommerpause – wenn es denn
eine wirkliche Pause geben sollte – ich wieder in den Genuss von besseren
Oregon Pinot Noirs komme werde!
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