2.7.13

J. Christopher Wines Dundee Hills Pinot Noir Cuvée 2008, Dundee Hills




Nach längerer Abstinenz hat es sich, natürlich mal wieder rein zufällig, zugetragen, dass sich eine Möglichkeit am sonnigen süßlich-kühl-warmen Horizont kristallisierte einen meiner so liebgewonnenen Oregon Pinot Noirs probieren zu dürfen! Wie nun die heutige Pinot-Erfahrung eigentlich war, werde ich am besten erst gen Ende auflösen!


Zunächst erst ein wenig mehr zum heutigen Pinot! Jenseits seiner oregonesischen Herkunft kann dieser Wein auch mit ein wenig moselanischer Prägung aufwarten. Moselanische Prägung? Ja, in der Tat! Der unermüdliche Ernst Loosen vom Weingut Dr. Loosen, hat nicht nur in Washigton State mit dem Eroica ein Teilprojekt am laufen, sondern auch seit wenigen Jahren in der Dundee Hills AVA im Willamette Valley eine Zusammenarbeit mit J. Christopher Sommers. Dieser Letztgenannte, der ganz nebenbei erwähnt auch über ein großes Talent als Rockmusiker verfügt, gründete sein Weingut im Jahr 1996 auf dem Chehalem Mountain in Newberg mit dem Ziel Pinot Noir und Sauvignon Blanc nach traditionellem französischen Stil (im speziellen Burgund und Sancerre) zu erzeugen ohne diesen aber kopieren zu wollen!?! Seit 2010 ist Ernst Loosen voll und ganz mit an Bord und unterstützt die vergrößerte Produktion von insgemast 16 ha mit reichlich Erfahrung und Fachwissen. Bei dem heutigen Pinot handelt es sich um ein Verschnitt von Pinot Noir Trauben aus unterschiedlichen Einzellagen in den Dundee Hills. Mehr konnte ich über den heutigen Wein leider nicht in Erfahrung bringen ...


Das Dundee Hills Cuvée 2008 präsentierte sich in meinem Glas als ein dunkler und stechend-jugendlich aussehender Pinot der schon fast über eine hypnotisch satte Farbe verfügte. Schwebeteilchen und übermäsige Mattigkeit konnte ich in dem unfiltrierten Wein nur wenige entdecken. Mein erster Eindruck vom Bukett war: Doch gar nicht so wenig vom schon oft erwähnten „Oregon Funk“! Dieser fühlt sich mit Vorliebe in Dundee Hills Weinen heimisch. Neben dieser unterholzigen, heusstadel'igen und trüffeligen Prägung konnte ich satte Cassisaromen, etwas Lebkuchengewürz, Spuren von Holzkohle und kühle limonige + minzige Anklänge entdecken. Nach einigen Stunden zeigte sich das Nasenbild etwas integrierter und ein wenig mehr geprägt von fleischigen Herzkirschen. Doch größere Veränderungen konnte ich letztlich nicht feststellen. Der Geschmack war wesentlich fruchtorientierter, frischer und fruchtsüßer als ich es erwartet habe. Im Vordergrund standen satte und sehr lebendige Cassisaromen und einige sich mit der Zeit verstärkende Aromen von dunklen Kirschen. Mit der gleichen Zeit entwickelte sich leider auch eine Tendenz hin zur leicht gekochten Beere. Auch ein wenig karamell und frucht-likörig lastige Noten entwickelten sich nach wenigen Stunden. Die sonst oft sehr mineralische „Oregon Funk“ Prägung von Dundee Hills Weinen zeigte sich zu Beginn gar nicht so ausgeprägt. Nach vier bis fünf Stunden krochen einige Aromen von frischen Pilzen und ganz wenig Laubwerk aus dem Unterholz hervor. Mit den Stunden und am nächsten Tag zeigten sich die einzelnen Aromen integrativer und nicht ganz so von meinerseits rein vermuteter zu langen Kaltmazeration (dunkle Farbe, sehr viel Cassisaromen, sehr frische/kühle Noten und sehr fruchtige Art usw.) geprägt. Die Säure des Pinot gefiel mir sehr. Sie war richtig vibrierend und griff dem Gesamtbild kräftig unter die Arme. Auch das noch etwas jugendlich wirkende Tannin zeigte seine strukturellen Qualitäten. Problematisch empfand ich die mit 13.5 % leicht präsente alkoholische Prägung und der ungewöhnlich ausgeprägte fruchtsüße Charakter des Weines. An dieser Stelle sollte erwähnt sein, dass mich dieser Wein viel mehr an einen leichteren Syrah von der nördlichen Rhone (+ mit gewisser oregonesischen Unterlagenprägung) erinnerte als an  einen Pinot Noir aus dem Burgund (Achtung: die Verallgemeinerungen sind mir bewusst, aber ich habe heute schon wieder viel zu viel geschrieben → Verallgemeinerung). Auch vom Druck im Abgang und der Länge desselbigen bin ich von meinen letzten Oregon Pinot Noirs eine andere Qualität gewöhnt.

Leider war der Pinot Noir Dundee Hills Cuvée 2008 der "stereotypischste" Neue Welt Pinot Noir (wie es sich der gestandene Europäer so gerne vorstellt) den ich aus Oregon, abgesehen von drei unerwähnten Ausnahmen, je verkostet habe. Ich mag ihm zwar sicher seine Qualitäten in Form von schönen Fruchtaromen und guter Konzetration zugestehen, doch aufgrund seiner sehr stark fruchtorientierten Gesamtkomposition, einer leicht alkoholischen Prägung, einer eher etwas einfachen Komplexität und einer mir leider viel zu präsenten und fast schon an Sonoma Pinots erinnernde Fruchtsüße kann ich in diesem Wein nicht mehr als ein so la-la *** Wein sehen.

Eigentlich schade! Ich hoffe, dass es nach einer pinotarmen Sommerpause – wenn es denn eine wirkliche Pause geben sollte – ich wieder in den Genuss von besseren Oregon Pinot Noirs komme werde!

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