2.3.13

Keller Estate La Cruz Vineyard Pinot Noir 2009, Sonoma Coast





Nach einer geschlagenen Woche freiwillig gewählter Trockenzeit kam mir der Gedanke vom Enthaltsamkeitsolymp hinabzusteigen um mir einen Keller aus dem Keller zu holen. Natürlich nichts von DEM Keller! Solche Weine trinken vernünftige Menschen. So einer bin ich ja ganz sicher nicht, daher …! Wobei, bei Weinen aus der heutigen Rebsorte, der Pinot Noir Rebe, sehe ich persönlich bis jetzt nicht soviel Potential bei DEM Keller …! Ich schweife aber ab! Mein Keller Pinot war ein Keller von Arturo und Deborah Keller aus der etwas kühleren Weinbauregion Sonoma Coast. Keller Estate ist immer noch ein ziemlich junger Player in Sonoma. Erst seit dem Jahre 2000 wird unter eigenem Namen Wein produziert. Davor wurde das Traubengut, in erster Linie Chardonnay, an unterschiedliche namenhafte Weinproduzenten verkauft. Pinot Noir ist erst seit wenigen Jahren ein Thema auf dem Weingut. Alle Weinberglagen für die Pinot Noir Weine des Hauses sind in der bis dato eher unbekannten und recht feucht-kühlen Petaluma Gap in Sonoma Coast angesiedelt. So auch die Rebstöcke des La Cruz Vineyards mit seiner vielschichtige Ton/Lehm Unterlage, aus dem der heutige Pinot Noir stammt.

Neben dem La Cruz Pinot hatte ich noch einen gelungenen Counterpart! Einen Barbaresco "Cotta" 2005 des mir davor total unbekannten eher kleinen Produzenten Azienda Mainerdo aus Neive. Mal schaun’ wie die Weine waren:



Die Farbe des Keller Estate La Cruz Vineyard Pinot Noir 2009 erschien mir sehr farbig, sehr strahlend, überaus vital, dicht, sicher noch sehr jung und eigentlich nicht übermäßig dunkel (zumindest für ein kalifornischen Pinot Noir). 

Die Nase war sehr üppig, intensiv und kalifonisch expressiv. In den ersten Stunden konnte ich Düfte von leicht angekochten, kaum marmeladigen, dunklen Kirschen (auch ein wenig Marascino Kirschen), etwas gebrannte Mandeln, ganz wenig von eher frischen Pflaumen, sehr mildem Rauch und darüber hinaus durchaus ausgeprägte, aber etwas holprige und nicht all zu elegante, Eindrücke von Veilchen und anderen Wiesenblumen. Mir kam die Nase etwas zu parfümiert und intensiv vor. Doch eine Gewisse Attraktivität möchte ich ihr nicht absprechen. Sie hatte schon etwas Verführerisches an sich. Später entwickelten sich mehr und mehr herbstliche Düfte und zivilisierter Fruchtkomponenten, die nicht mehr ganz so intensiv mit ihren Qualitäten protzten. 

Der Geschmack war wie die Nase sehr kräftig, üppig und intensiv. Glücklicherweise konnte ich keine wirklichen Alkoholexzesse festnageln. Auch die Fruchtsüße hielt sich gerade noch im Rahmen. Da ich bezüglich des Letztgenannten sehr pedantisch bin, meine ich sagen zu dürfen, dass in diesem Fall die etwas kräftigere Fruchtsüße ausnahmsweise mal nicht abträglich war. Wie die Nase schon vermuten ließ zeigten sich sehr kräftige und intensive Aromen von fleischigen dunklen Kirschen, aber auch sehr angenehm abgestimmte Eindrücke von Waldbeeren und viel würziger Herbstlichkeit von feuchtem Waldboden, verrottendem Holz und getrockneten Pilzen. Auch Spuren von Karamell, nicht so meins, Süßholz und semi-dunkler Schokolade dürfen nicht unterschlagen werden. Hartes Tannin oder stramme Säure waren bei diesem jungendlichen Wein kein Thema. Auch all zu hohe Komplexität würde ich dem Wein nicht bescheinigen wollen. Dafür hatte er viel und gut abgestimmtes Volumen, Kraft, Wärme, Reife (nicht Überreife) und Länge. Zugegeben, ein sehr kalifornischer und geschmeidiger Pinot Noir! Doch auf eine Art die ich mir gefallen lasse obwohl sie normalerweise ganz sicher nicht mein Ding ist. Ausschlaggebend dafür war wohl die Balance! Für mich ein anständiger **** und etwas zu kostspieliger Pinot Noir!

Der Azienda Mainerdo Barbaresco „Cotta“ 2005 zeigte viele Eigenschaften von eher klassischem Nebbiolo. Die Farbe war recht hell und zeigte schon Anfänge von rot-brauner Verfärbung. Die Nase war doch schon sehr typisch für einen Nebbiolo. Wenigstens für mein Laienveständnis. Sie zeigte Attribute von Tierschweiss, etwas Rauch, noch etwas weniger Zündholz und feuchtes Holz, mehr als etwas dunkle Frucht und ein feines Etwas an grün-braunem Moos. Mir kam die Nase des Barbaresco bezüglich der Frucht gut abgestimmt, aber sonst etwas rüpelhaft und krude vor. Der Geschmack zeigte von Anfang an, dass das Tanningerüst schon auf einer angenehmen Entwicklungsstufe war. Noch ganz klar vorhanden, aber schon etwas zivilisiert und zugänglich. Selbes zeigte sich bei der Säure. Die Aromen waren mehr als weniger "nasendeckungsgleich" und bedürfen daher keiner weiteren ausschweifenden Erklärung. Vielleicht war die Minzigkeit des Weins etwas, dass in der Nase auf diese ausgeprägte Art unterging. Aber auch im Geschmack nahm diese eine Nebenrolle ein. Gesamt gesehen handelte es sich bei dem Mainerdo Barbaresco um einen ganz sicher nicht dünnen (aber leichten), einen durchschnittlich langen, angenehm balancierten, ein klein wenig an speziellem Charakter fehlenden und anständigen **** Nebbiolo für schockierend wenig Geld. Ich will lieber und auf keinen Fall Vergleiche zu bekannten und halbbekannten Namen ziehen ... dennoch erschreckend!

Die beiden Weine passten erstaunlicherweise sehr gut zusammen, obwohl sie sehr unterschiedlich waren, aber es verstanden den Anderen nicht zu dominieren. Auf der einen Seite der geschmeidige und warme Cali und auf der anderen der bodenständige und rüpelhafte Barbi! Eigentlich hätte ich einen Mix wagen sollen ........

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