3.2.15

Hadjiantonas Xynisteri 2013, Paphos



Nach der überwundenen Pein einer eigentlich nicht weiter erwähnenswerten - und dennoch leidlich oft erwähnten -  Sehnenscheidenentzündung musste ich mich ohne zu zögern in den vergangenen zwei Tagen in ungewohnte palatale Gefilde stürtzen. Die besagten Gefilde sind im östlichen Mittelmee beheimatet. Es ist Zypern! Eine Insel deren Gestade ich bis zum heutigen Tage weder zungengestützt, noch „ganzheitlich“ körperlich anzulaufen vermochte. Bei persönlichen Premieren ist es mir meist ein überaus tiefes Anliegen einen autochtones Exemplar an Weinhaltigkeit in Angriff zu nehmen. Im Falle dieser autochtonen Zielsetzung ist die Auswahl zu meinem bedauern - nur was den Prozess der Auswahl betrifft versteht sich - auf Zypern sehr reichhaltig und durchaus auch ein wenig verwirrend aufgrund unterschiedlichster Namen für ein und die selbe Rebsorte. Da ich meist zur Fäulnis neige, nicht nur Edelfäulnis bei Riesling & Co., ist meine Wahl auf die weitestverbreitete und renomierteste weiße Rebsorte, den (oder die) Xynisteri (Ξυνιστέρι), gefallen. Xynisteri zeichnet sich durch seine späte Reife, seiner Neigung zu nussigen und sehr fruchtbetonten Aromen, seiner meist eher niederen Alkoholwerten und seiner nicht selten eher zur nichtssagenden Leichtigkeit neigenden Körperlichkeit aus. Letzteres trifft auf meinen heutigen Wein wahrlich nicht zu. Mein Xynisteri 2013 von der Domaine Hadjiantonas aus der Region Paphos ist ein nicht ganz unbekanntes Beispiel für das wiederum nicht nur sprichwörtliche Gegenteil …



Farblich wehte bei meinem heutigen Xynesteri von Hadjiantonas ein Hauch von gebleichtem Stroh und kristallklare Transparenz durch mein Glas. Seine Nase war geprägt von reichhaltigen und mehrheitlich sehr exotisch anmutenden Fruchtaromen die teil- und zeitweise etwas breit angelegt und etwas harzig-kandiert erschienen. Neben einer gehörigen Portion an Kiwi und gelber Grapefruit zeigten sich auch Düfte die an Kaktusmilch, Quitte, knallgelben Äpfeln, einer Spur Persil und nicht ganz so angenehmerweise ebenso ein wenig an Kamelmilch erinnerten. In den ersten Stunden könnte man durchaus von olafa-kakofonischen Ansätzen sprechen. Am zweiten Tag wirkten die nasalen Eindrücke weit weniger anstrengend, gezügelter, integrierter, immer noch stark zur Frucht zugeneigt und sogar ansatzweise floral. Ein Zünglein Palato-Kakofonie zeigte sich sicherlich auch am Gaumen. Doch weniger frucht- und mehr „mineral“-betont. Zunächst wirkte er auf mich überaus ungewöhnlich und fordernd. Auch seine offensichtliche halbtrockene Prägung half bei diesem ersten Eindruck keinesfalls. Die Aromen waren wesentlich erdiger, und würziger als sie sich durch die Nase ankündigen versuchten. Meiner Ansicht nach standen Aromen von frisch geschnittenen Zweigen, gelben Äpfeln samt Stil – mit Betonung auf den Stil, Abrieb von Grapefruitschalen, etwas Holunder, Kaktussalat und mit Zucker bestreuten Gewürzgurken vor meiner Zunge schlange. Letztere, und ausnahmsweise etwas seltsam anmutende, Assoziation dürfte nur bei schwangeren Lesern gewissen anklang finden. Nicht das ich jemals schwanger war und das nachvollziehen könnte … Die Komplexität und, wie später im Falle des Naseneindrucks, eine vermutbare florale Raffinesse stellte sich am Gaumen leider nicht ein. Doch etwas integrierter und weniger anstrengend wirkte er am zweiten Tag sicherlich. Dank einer knackigen Säure hielt sich die die schon erwähnte halbe Süße noch einigermaßen in Balance. Eigentlich gefiel mir dieser Xynisteri auf seine ganz eigene Weise, doch das eine oder andere ungewohnte Aroma und die eine oder andere leicht nervige „Intensität“ machten mir nicht nur am ersten Tag zu schaffen. Allemal ein so-la-la*** Wein mit viel Eigenständigkeit und anständigem Forderungspotential.

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