17.11.13

Haute Cabrière Pinot Noir 2009, Frankschoek



Ich glaube es ist schon eine ganz schön lange Weile her das ich mich im schönen Südafrika getummelt habe. Per Zufall bin ich vor nicht all zu langer Zeit dem heutigen Pinot Noir 2009 aus Franschoek in einer gut sortierten Weinhandlung, schon wieder, über den Weg gelaufen. Vom Namen her war mir der Pinot Noir vom Traditionsbetrieb Haute Cabrière in Franschoek schon lange ein Begriff. Insbesondere wegen seiner für Südafrika angeblich ein wenig ungewöhnlichen visuellen und körperlichen Leichtigkeit ist mir dieser nie ganz aus dem Gedächtnis enthüpft. Das Gut an sich besteht schon seit über 300 Jahren. Damals, im Jahr 1694 siedelte sich der hugenottischen "Bauer" Pierre Jourdan in Franschoek an. Um ein wenig abzukürzen wage ich bewusst einen gewaltigen Zeitsprung um nicht noch mehr mit Trockenheit zu langweilen! Im Jahr 1982 begann eine neue Zeitrechnung für Haute Cabrière. Seit diesem Zeitpunkt konzentriert sich das Weingut unter der Regie des deutschstämmigen Achim von Arnim auf die klassischen burgundischen Rebsorten Chardonnay und Pinot Noir. Diese werden bei Haute Cabrière auch vermehrt in Schaumweinproduktion verwendet. Die Trauben für unseren heutigen Pinot Noir stammen aus gen Westen gerichteten Lagen in den steinigen Ausläufern des Franschhoekpass am westlichen Kap. Weiter mag die Ausbauzeit interessant ein. Diese betrung ca. 10 Monate in französischer Troncais und Allier Eiche. 

Neben diesem nun reichhaltig genug geschriebenen Südafrikaner hat es mich noch nach etwas Chardonnay gedürstet. Dafür musste eine Flasche des vortrefflichen Bourgogne Chardonnay 2010 von Benoît Ente aus Puligny-Montrachet herhalten. Jetzt bin ich aber mal gespannt. Beim Zweiten war ich ja mal wieder ein wenig sehr voreilig mit meiner Einschätzung …



Wie mein gewohnt miserables Foto es vielleicht verraten mag, vorausgesetzt die Helligkeitseinstellung an eurem Bildschirm ist im extra-hellem-retina-versengenden Modus eingestellt, zeigte sich die Farbe des Haute Cabrière enorm hell und bergbachklar transparent. Eine visuelle Tendenz hin zu einem hyper-farbigen Rosé will ich an dieser Stelle nicht vollkommen ausschließen. Die Nase präsentierte sich die ersten Stunden als nicht sehr präzise, weniger begeisternd und zugegebenermaßen recht jugendlich. Duftige Aromen von grünen Bananenschalen, ein feiner und leicht speckig wirkendem Rauch und viel von leicht klebrig anmutender Erdbeerfrucht. Eine über allem schwebende  erstaunliche Melange von Bounty Schokoladenriegel gepaart mit nicht zu kräftig abgestimmten vanilligen Holzaromen, bei denen der süßliche Kokosnussaspekt stark überwiegte, solle ich nicht unterschlagen. Am Gaumen zeigte sich eine sehr leichte, eher einfache, und frische Struktur gepaart mit lebendiger Säure. Die Fruchtaromen waren in den ersten beiden Stunden recht simpel und überraschend warm. Die mir viel zu süß wirkende reife Erdbeerfrucht konnte mich leider nicht überzeugen. Auch die Eindrücke von Karamell und die glücklicherweise sehr verhaltenen Eichenaromen, im Gegensatz zur Nase, zeichneten sich nicht gerade durch Subtilität aus. Nach guten drei Stunden gesellten sich noch so manche ungewöhnlichen Aromen von angeschwitzten sehr leicht geräucherter Fleischwurst und "Käsigkeit" hinzu. Positiv empfand ich, dass man den auf dem Rückenetikett angeführten hohen Alkoholwert von 14% nicht erschmecken konnte. Leider konnte die Leichtigkeit des Weines mit keinem elegant und schon garnicht erhaben wirkenden Spiel aufwarten. Diese Leichtigkeit wirkte auf mich nur sehr eindimensional und euphemistisch formuliert überaus schlank. Der Abgang war ebenfalls nicht der Rede wert. Etwas mehr auf den Rippen, in vieler Hinsicht, hätte dem Wein nicht allzu schlecht gestanden. So konnte der Pinot Noir von Haute Cabrière mich leider nicht überzeugen. Sicherlich war der Wein noch relativ jung, doch mehr als eine knappe so la-la *** Bewertung war für mich und meinen Gaumen nicht drin. Ich würde vorschlagen den Wein etwas kühler zu trinken. Die sehr spätburgunderisch wirkende Süße, 'tschuldigung für diese gemeine Sippenhaft, doch diese hat mich wirklich frappierend an einen eher einfachen deutschen Spätburgunder erinnert, wird dadurch etwas abgemildert.



Wie schon vorab etwas voreilig angemerkt präsentierte sich der Bourgogne Chardonnay 2010 von Benoît Ente komplett anders. Die Farbe war sehr hell, wirkte sehr kindlich jung und geizte nicht mit so manchem Schwebeteilchen. Die Nase war für ein Bourgogne Blanc erstaunlich komplex. Abgekürzt zusammengefasst zeigten sich Aromen von Kamille, Quitte, nicht gerade wenige semi-dunkle Waldbeeren, ein Hauch Sesam und noch sehr präsent wirkendes würziges und angenehm duftiges Holz. Der kräftige und etwas grün wirkende Zitronenabrieb, etwas Lavendel und sehr feine, dennoch raffiniert wirkende, Kornblumen rundeten das überraschend gute Nasenbild ab. Was den Geschmack betraf fiel mir schon von Anfang an auf, dass dieser sich sofort mit seiner Jugendlichkeit und tiefgehenden Frische sanft und bestimmt in meine Backen kniff und es verstand den Gaumen kraftvoll zu streicheln. Dieser „einfache“ Chardonnay konnte mit erstaunlich viel Druck aufwarten. Die Aromen wurden von Zitronenabrieb, vollkommen unkitschig wirkenden roten Johannisbeeren, feuner Quitte, einer beeindruckenden Portion mineralischen Würzigkeit, inkl. kräftig und sehr gut abgestimmter Holzwürze, dominiert. Die Säure zeigte sich lebendig und konnte dem Wein viel an Leichtfüßigkeit verleihen. Kurz gesagt, ein sehr anständiger ***** Bourgogne wie ich ihn schon viele Monde nicht mehr hatte. Viel Ausdruck und Länge mit wenig Alkohol. Gerade mal ein Hauch über 12%. Kommt heutzutage auch nicht mehr so oft vor ...

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