30.11.22

Manon Farm Pinot Nori Pinot Noir 2018, Adelaide Hills

Vor einigen Wochen habe ich meine Zunge endlich mal wieder auf einen Ausflug in die Ferne geschickt. Dieses mal ging es nach Südaustralien. In eine Ecke Südaustraliens, die mir nicht sonderlich vertraut ist, und ich so auch nicht in diesem mir sonst durchaus vertrautem recht hitzigen Bundesstaat erwartet hätte. In der mit auenländischer Lieblichkeit durchzogenen Hügellandschaft der Forest Range Ridge der Adelaide Hills betreiben Tim Webber und Monique Milton seit einigen Jahren die Manon Farm. In der direkten Einflusszone des Great Australian Bight kultivieren die beiden auf ca. 600 m Höhe mit Vorliebe europäische Klassiker wie Pinot Noir, Chardonnay, Savagnin, Pinot Gris, Cabernet Franc und einige andere dem Cool Climate zugeneigten Rebsorten. Die Trauben meines Pinot Noir namens Pinot Nori aus dem Jahr 2018 stammen aus kleinteiligen Weingärten die auf rotem Ton und Glimmerschiefer vor ca. 30 Jahren angelegt wurden. Ausbau erfolgte in gebrauchtem französischem Holz und die Weinbergs- und Kellerarbeit wurde nach naturalistischen – oder wie auch immer man das nennen möchte – Gesichtspunkten betrieben. Dies wurde schon beim Einschenken mehr als klar ...

Von Seiten seiner Farblichkeit mag sich die Attraktivität dieses Pinot Noir nicht jedem Weinfreund auf Anhieb erschließen. Mir sind Fragen zur Farblichkeit, vorausgesetzt sie prophetieren keinen Defekt oder den unvorteilhaften Nahtod, relativ gleichgültig. Insbesondere Trübungen stellen für mich keinen Hinderungsgrund da, einem Wein meine Abneigung entgegenbringen zu müssen. Trübheitsphobiker dürfte dieser Pinot große Schwierigkeiten bereiten. Selten hatte ich einen trüberen Pinot im Glas. Dennoch zeigte sich in der Brillierung der rubinroten Reflexe mit leicht granatigen Einschlag eine eindeutig vernehmbare Strahlkraft. Verfärbungen hinsichtlich Alters etc. konnte ich zu keinem Verkostungszeitpunkt ausmachen. In der Nase zeigten sich sehr lebendige Düfte von frischen Himbeeren und reifen, leicht angeeisten, Erdbeeren. In den ersten Minuten verweilte eine leichte Brausestäblichkeit in meinen Riechkanälen, welche mir in Verbindung mit dem sonst vorherrschenden Gewürzteppich leichte Schwierigkeiten bereitete. Diese hielt glücklicherweise nur sehr kurz an. Der erwähnte Gewürzteppich zeichnete sich zunächst durch vielerlei Düfte die an einen Urlaub auf dem Bauernhof erinnerten aus. Ebenfalls nur zu anfangs! Und ebenfalls glücklicherweise! Über den Verkostungszeitraum hinweg integrierten sich diese heuig-animalischen Eindrücke immer mehr in das Geruchsbild. Sehr frisch anmutender Waldmeister, etwas Thymian, schwarzer Pfeffer, Tamarinden am Baum und noch schwärzere Casablanca Oliven steuerten eine nasale Dimension bei, welche man sonst auf diese Weise nicht all zu oft in einem Pinot auffinden dürfte. Am Gaumen war zunächst die enorm lebendige Säure auffällig. In Südaustraliern dürfte man eine solch energiegeladene und fast schon wild anmutende Vitalisierungsstütze eher selten vorfinden. Von der aromatischen Seite her zeigten sich prominent würzige Attribute wie Piment, schwarze Oliven, Waldmeister, roter Pfeffer, mildes Dörrfleisch, erstaunlich viele Tamarinden, etwas Sesam und herbes zuckerbefreites Shortbread. Über die Stunden und Tage harmonisierten sich diese würzigen Noten auf fast schon symphonische Weise und überstrahlten die sehr kühl und schlank wirkenden Aromen von reifen Erdbeeren und Himbeeren nicht mehr in dem Übermaß, wie es sich in den ersten ein bis zwei Stunden verhielt. Strukturell waren feinkörnig-kernige Tannine durchweg evident. Rein stilistisch gesehen zeigte der Manon Pinot Nori 2018 sehr angenehmes und mit fortschreitender Dauer ein sich vertärkendes Leichtfüßigkeitspotential. Von Anfang bis Ende ein sehr „naturalistischer“ Pinot Bursche der seine Machart zu keinem Zeitpunkt verschweigen kann und will. Für mich ein sehr eigenständiger, lebendiger und durchweg sehr anständiger***** Pinot aus Down Under. Zweifellos ein Kandidat für den ich auch mitten in der Nacht zum Kühlschrank schleichen würde um mir ein weiteres Probeschlückchen zu gönnen, da man in ihm immer wieder neue Facetten entdecken konnte.

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