23.12.15

Vinarija Čokot Experiment Prokupac 2012, Zapadnomoravski



Heute möchte ich einen Wein vorstellen, der genau in die aktuell vorherrschende Jahreszeit passt. Sonst erliege ich ja gerne dem neugiergesteuerten vinophilen Antizyklismus. Heute aber, passt es wirklich! Was könnte in der Weihnachtszeit besser sein als ein warmer, nusscremiger, blaubeerig-brombeeriger und weich vanillig-holziger Prokupac? Ihr wisst nicht was Prokupac ist? Ich bis vor kurzem auch nicht! Also kein größeres Problem ... Prokupac ist eine in Serbien weit verbreitete autochtone Rebsorte deren Kultivierung bis ins Mittelalter zurückverfolgt werden kann. Sie lässt sich in nahezu jeder Weinregion dieses noch recht unbekannten Weinlandes finden. Mein Prokupac kommt aus der Region Zapadnomoravski im westlichen Morava Gebiet. Der Hersteller ist das lokal durchaus sehr bekannte Weingut Čokot. Das für den Wein verwendete Traubenmaterial stammt von ca. 60 Jahre alten auf kalk-, sand- und silikatreichen Böden kultivierten Reben. Nach einer kurzweiligen Kaltmazeration wurde die Maische in großen Holzfässern spontan vergoren und anschließend in Barriques ausgebaut. Anscheinend wurde der Wein weder im Weinberg noch im Keller geschwefelt. Das mag den Namen des Weines. Experiment, wohl erklären. Ich muss zugegeben, dass ich zu diesem Thema widersprüchliche Angaben im Netz gefunden habe. Weiter, und viel wichtiger, ist es mir persönlich auch komplett egal: ob, wieviel, wieso, weshalb, warum geschwefelt wurde… jetzt wird erst einmal getrunken!



Farblich ergießt sich ein sehr von Glanz und Farbdichte geprägter Wein in meinem vermutlich nicht ganz optimalen (und später durch eigenen Dummheit vernichteten) Zalto Universalglas. Sein sehr dunkles Granat wirkte sehr jugendlich und hatte sogar durchlesbare Eigenschaften. Die Nase zeigte sich sehr parfümiert! Viel Vanille, Holz, Brombeeren, Blaubeeren und ein nicht ganz uneleganter Hauch von Blüten. Auf keinen Fall unharmonisch! Aber sehr kraftvoll und vielleicht ein wenig aufgesetzt. Später, nach ca. drei Stunden, gewann er durch hintergründig wirkende Aromen, die mich an Rauch und mildes Siedfleisch erinnerten, ein wenig an Komplexität. Am Gaumen zeigten sich viele, mir wesentlich zu viele, Aromen die in Richtung holzige Vanille-Nusscreme – mit einer Spur Karamell - steuerten. Hier wirkte die verwendete Eiche sehr amerikanisch! Weitere Aromen waren von sehr angenehm saftigen Blaubeeren und Brombeeren geprägt. Später gesellte sich ein stattlich ergänzender Hauch herber Pflaumenmarmelade hinzu. Auch seine milchschokoladigen Schmeichlereigenschaften hatten etwas für sich und trugen zu einem fast harmonischen Gesamteindruck hinzu. Etwas weniger Vanille, etwas weniger dralle Ausgesetztheit und mir hätte dieser Prokupac wirklich sehr gut gefallen können! Sicherlich ein eher einfach gestrickter Wein ohne viel Dichte, Druck und übermäßiger Länge im Abgang. Aber ohne Zweifel sehr saftig, gefällig und trinkig. Ein anständiger**** Weihnachtswein. Über seinen Preis, ein Thema das ich mir hier sonst verkneife, verliere ich lieber kein Wort ...!

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