Heute möchte ich einen Wein vorstellen,
der genau in die aktuell vorherrschende Jahreszeit passt. Sonst erliege ich ja gerne dem
neugiergesteuerten vinophilen Antizyklismus. Heute aber, passt
es wirklich! Was könnte in der Weihnachtszeit besser sein als ein
warmer, nusscremiger, blaubeerig-brombeeriger und weich vanillig-holziger
Prokupac? Ihr wisst nicht was Prokupac ist? Ich bis vor kurzem auch
nicht! Also kein größeres Problem ... Prokupac ist eine in Serbien
weit verbreitete autochtone Rebsorte deren Kultivierung bis ins Mittelalter
zurückverfolgt werden kann. Sie lässt sich in nahezu jeder
Weinregion dieses noch recht unbekannten Weinlandes finden. Mein
Prokupac kommt aus der Region Zapadnomoravski im westlichen Morava
Gebiet. Der Hersteller ist das lokal durchaus sehr bekannte Weingut
Čokot. Das für den Wein verwendete Traubenmaterial stammt von ca. 60 Jahre alten auf kalk-,
sand- und silikatreichen Böden kultivierten Reben. Nach einer
kurzweiligen Kaltmazeration wurde die Maische in großen Holzfässern
spontan vergoren und anschließend in Barriques ausgebaut.
Anscheinend wurde der Wein weder im Weinberg noch im Keller
geschwefelt. Das mag den Namen des Weines. Experiment, wohl erklären. Ich muss zugegeben, dass ich zu diesem Thema
widersprüchliche Angaben im Netz gefunden habe. Weiter, und viel wichtiger,
ist es mir persönlich auch komplett egal: ob, wieviel, wieso,
weshalb, warum geschwefelt wurde… jetzt wird erst einmal getrunken!
Farblich ergießt sich ein sehr von
Glanz und Farbdichte geprägter Wein in meinem vermutlich nicht ganz
optimalen (und später durch eigenen Dummheit vernichteten) Zalto
Universalglas. Sein sehr dunkles Granat wirkte sehr jugendlich und hatte sogar durchlesbare Eigenschaften. Die Nase zeigte sich
sehr parfümiert! Viel Vanille, Holz, Brombeeren, Blaubeeren und ein
nicht ganz uneleganter Hauch von Blüten. Auf keinen Fall unharmonisch! Aber sehr kraftvoll und
vielleicht ein wenig aufgesetzt. Später, nach ca. drei Stunden,
gewann er durch hintergründig wirkende Aromen, die mich an Rauch und
mildes Siedfleisch erinnerten, ein wenig an Komplexität. Am Gaumen
zeigten sich viele, mir wesentlich zu viele, Aromen die in Richtung
holzige Vanille-Nusscreme – mit einer Spur Karamell - steuerten.
Hier wirkte die verwendete Eiche sehr amerikanisch! Weitere Aromen
waren von sehr angenehm saftigen Blaubeeren und Brombeeren geprägt.
Später gesellte sich ein stattlich ergänzender Hauch herber Pflaumenmarmelade hinzu.
Auch seine milchschokoladigen Schmeichlereigenschaften hatten etwas
für sich und trugen zu einem fast harmonischen Gesamteindruck hinzu.
Etwas weniger Vanille, etwas weniger dralle Ausgesetztheit und mir hätte
dieser Prokupac wirklich sehr gut gefallen können! Sicherlich ein
eher einfach gestrickter Wein ohne viel Dichte, Druck und übermäßiger
Länge im Abgang. Aber ohne Zweifel sehr saftig, gefällig und trinkig. Ein anständiger**** Weihnachtswein. Über seinen Preis,
ein Thema das ich mir hier sonst verkneife, verliere ich lieber kein
Wort ...!
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