18.3.15

Domaine de la Côte Santa Rita Hills Pinot Noir 2012, Santa Rita



Das ich in diesem Blog nicht ständig und unablässig dem Oregon-Pinot-Trail folge, habe ich mich letztens dazu hinreißen lassen, mir bei einem semi-lokalen Weinhändler einen durchaus berüchtigt-speziellen, wenn nicht sogar interessant-hervorstechenden, Pinot Noir aus Oregon's südlichen Nachbarstaat, der eine oder andere geographie-bewanderte Leser dürfte wissen welchen nicht ganz unbedeutenden Wein-Bundesstaat ich meine, kaufen zu "müssen". Meine spezielle Wahl viel auf einen Pinot Noir eines Weingutes aus den vom Meer und Nebel gekühlten Santa Rita Hills an der Central Coast. Sonderlich lange besteht dieses besagte, und noch gar nicht genannte, Weingut nicht. Erst im Jahr 2007 begannen der Weinmacher Sashi Moorman und der Sommelier Rajat Parr, sowie einige Geschäftspartnern, mit dem Aufbau eines neuen Pinot-Projekts mit dem klangvollen und vielleicht auch etwas sehr programmatisch gewollten Namen: Domaine de la Côte! Aus ca. 16 ha sehr eng bestockten von Silex dominierten Weinbergen, welche früher zu Evening Land Vineyards gehörten, erzeugt das Team des Weingutes aus „selection massale californique“ Reben gerade mal drei unterschiedliche Pinots. Dabei handelt es sich um zwei Einzellagenweine namens Bloom's Field und La Côte, sowie meinen heutigen Appellations-„Pinot weit weg“: St. Rita Hills Pinot Noir 2012. Dieser wurde aus Traubengut von sechs unterschiedlichen Weinlagen der westlichen Santa Rita Hills erzeugt. Wichtig zu wissen ist, dass alle Weine von Sashi Moorman auf erstaunlichste Weise arm an Alkohol sind – mein heutiger hatte 12,5 %, dass bis auf den St. Rita Hills die Weine mit 100% Ganztraubenvergärung erzeugt werden – der St. Rita Hills wird mit ca. 50% ganzen Trauben vergorenen – und des weiteren sei anzumerken, dass alle Weine für ca. 20 Monate in gebrauchten Barriques ausgebaut werden. Jetzt aber genug der trockenen Verkündigungen und überlangen falsch gestellten Satzkonstruktionen. Lasst uns schaun wie er den nun war …



Die Farbe des St. Rita Pinot Noirs erinnerte mich mit seinem hervorstechenden Sättigungsgrad und seiner fast schon blendenden Strahlkraft an feinste Himbeermarmelade von einem an dieser Stelle nicht weiter genannten Produzenten. Nur der Grad an Transparenz des Weines erwies sich als durchsichtiger. Glücklicherweise beschränkte sich die genannte und sicherlich unglückliche Himbeermarmelade-Assoziation rein auf meine visuellen Eindrücke. Seine Nase war von intensiven super-vollreif-saftigen – nicht überreifen oder rosinigen - Fruchtaromen geprägt. Genannt seien mitteleuropäische Waldbeeren, insbesondere Walderdbeeren, ein Hauch von hellen Kirschen und der eine oder andere dunkle Holunderstrauch (falls das überhaupt eine Frucht sein sollte!?). Erfreulicherweise versprühten diese aber keinerlei Anzeichen von eingekochter Wärme oder nasal absorbierbarer Süße. Neben der dominierenden fruchtigen Seite zeigten sich Ideen von Veilchen, von Kamille, von menthol'isch kräuteriger – nicht alkoholischer – Kühle und eine an Backpulver + Puderzucker erinnernde „Fülligkeit“. Trotz dieser nicht weiter erklärbaren, nicht sonderlich erwähnenswerten und sicherlich begriffs-technisch dümmlich anmutenden Fülligkeit, wirke dieser Pinot enorm verspielt und dicht. Diese beiden zuletzt erwähnten Attribute zeigten sich unvermittelt auch am Gaumen. Viel expressive Fruchtaromen, enorme Reife – ohne die schon erwähnten Negativeigenschaften, eine gewisse luftige Cremigkeit, dazu Anzeichen von milder Milchschokolade, einer Spur an jodiger Salzigkeit, eine gurkige – salatgurkige – Frische und sehr präsente Indizien für japanischen Bohnenkuchen (Süßspeise namens Ohagi) entzwickelten sich auf meiner Zunge. Mit fortschreitender Dauer immer offensichtlich werdenden zeigten sich darüberhinaus – noch etwas schüchternen wirkenden – erdig-mineralischen Eigenschaften, welche ich aus noch offensichtlicheren Gründen nicht mehr fähig war mental einzugrenzen.

Vieles, bis fast alles, wirke stimmig in diesem Pinot. Auch was seine Herkunft angeht zeigte er für einen Central Coast Pinot nicht unbedingt untypisch Eigenschaften. Eine Nähe zu pinotfreudiger Frankophile, wie man sie bei Arcadian und anderen ähnlich orientierten Herstellern ohne Probleme auffinden magn, zeigte sich zumindest in diesem Wein mit durchaus frankophilem Namen nicht wirklich. Gelungen wirkte der Wein allemal! Wenn er auch nicht der erhabenste, eleganteste oder tiefgründigste war, doch an herausposaunender Lebens-Saftigkeit und infantiler Verspieltheit mangelte es ihm auf keinen Fall. Abschließend sei angemerkt, dass diese enorme fruchtige Lebens-Saftigkeit, die mir in diesem Fall und an dem Tag zwar gefallen hat, dürfte mir auf die Dauer, und so manchem Pinotphilen generell, ein wenig zu viel Expression und Extraversion haben. Wie dem auch sei, ein sehr anständiger ***** und auch jetzt schon gut zugänglicher Pinot war es allemal.

Getrunken habe ich den Domaine de la Côte Santa Rita Hills Pinot Noir 2012 im März 2015 in kongenialer Verbindung mit einem Riedel Sommeliers Burgundy Grand Cru Glas. Das Wetter war fast schon etwas kalifornisch und der biodynamische Kalender meinte das Wurzeltag sei. 

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