23.9.14

Antica Terra Willamette Valley Pinot Noir 2009




Jahr ein, Jahr aus gibt es einen Tag im September der am Vorabend gewisser „Vorbereitung“ meinerseits bedarf um den darauffolgenden Tag mit seinen unerfreulichen Feierzwängen besser überstehen zu können. Letztes Jahr stand im Zentrum dieser „Vorbereitung“ ein durchaus sehr angenehmer Centgrafenberg R Spätburgunder von Paul Fürst. Dieses Jahr gestaltete ich diese spezielle  „Vorbereitung“  mit einem Pinot Noir von Antica Terra aus dem Willamette Valley.

Seit 2005 produziert Maggie Harrison, einst eine der langjährigen Weinmacher bei Manfred und Elaine Krankl's legendärer Sine Qua Non Winery im Ventura County, eine illustere Ansammlung von ziemlich ambitioniert bepreisten Weinen aus Pinot Noir und Chardonnay. Bei meinem heutigen Willamette Valley Pinot Noir aus dem etwas hedonistisch anmutenden Jahrgang 2009 handelt es sich um das Einstiegsmodell des Hauses. Hergestellt wurde dieses Cuvée zu ca. 50 % aus Trauben des Antica Terra Estate Vineyard in den Eola Amity Hills und zu unterschiedlichen Teilen aus zugekauften Trauben des Shea Vineyard in Yamhill-Carlton, des Croft Vineyard in den Eola-Amity Hills und des Cherry Grove Vineyard wiederum in Yamhill-Carlton. Nahezu alle Trauben wurden entrappt und ohne sie anzupressen in kleinen offenen Eichenholzbehältern vergoren um den "Output" anschließend in ca. 50 % neuem französischem Eichenholz reifen zu lassen. Na lasst uns mal schauen wie die Qualität der diesjährigen „Vorbereitung“ so gewesen ist ...




Die Farbe des Antica Terra Pinots gestaltete sich ungewöhnlich monoton dunkel bis knapp vor den Rand. Hier zeigte sich eine verhaltene Transparenz in eher scharlachroter Färbung. Die Nase war trotz seines fünfjährigen Buckels immer noch kräftig geprägt von einer beachtlichen Menge an typischen „Oregon Funk“ Sous-Bois Stinkerln. Diese vom Boden herrührende Beduftung fällt in den Eola-Amity Hills zumeist am ausgeprägtesten aus. Getrocknetes Tannenreisig, leicht feuchte Blätter, ebenso leicht feuchter Waldboden, eine Spur von Wildschweinbraten, rabenschwarze und nicht sehr saftige Kirschen, nicht zu wenig Holzkohle, auch ein wenig überrösteter Kaffee, ein Etwas an eingebildeter Stahligkeit, ein Hauch Thymian, sowie eine Idee Wacholder machten das anspruchsvolle, eher ernste und sehr von „mineralischen“ Zügen geprägte Nasenbild aus. Am Gaumen wirkte der Wein zwar ziemlich herb, aber nicht übermäßig misanthropisch ernst. Feine schmelzige, sehr dunkle und leicht getrocknet wirkende Kirscharomen von verspielter Natur entfalteten sich auf meiner Zunge. Daneben zeigten sich eine Menge an herben und erdigen Aromen welche im Gesamtbild durchaus tonangebend waren. Holzkohle, kaltes Eisen, Blut, gewisse Mengen von einer Zimt-Gewürzmischung, röstiges Kaffeepulver (keine typischen Röstaromen vom Holz), Malzbier, Lakritze, gegrillte Pilzen, relativ wenig Herbstlaub und ein schüchternes aber druckvoll würzigem Moschus-Muskat-Potpourri waren nur die Hauptakteure im Geschmacksbild. Sehr druckvoll mag auch der passende und prägnante Begriff zur Umschreibung der Struktur des Weines sein. Neben dem noch ganz schön unknuffig und leicht kratzigem Tannin zeigte dieser mineralische Hüne viel entschlossene Kraft und bestechende Länge. Eine Kraft die zwar im Gesamtbild noch gut eingependelt erschien, doch meiner Ansicht nach noch ein wenig Flaschenreife nicht verschmähen sollte. Im Moment erschien mir der Wein noch etwas zu spannungsvoll-stramm und ein klein wenig übermutig-fordernd-jugendlich. In ein bis zwei Jahren dürfte der Antica Terra Pinot 2009 sein volles Potential ausspielen. Für reine Mineralistische-Boden-Enthusiasten dürfte der Wein heute schon von gewisser Größe sein. Pinotliebhaber bei denen Begriffe wie Harmonie, Eleganz, Balance etc. der Inbegriff von Qualität darstellen können sich noch ein wenig Zeit lassen. Da ich mich eher zu den Letzteren zählen würde, nehme ich an, dass meine diesmalige verfrühte Gier nicht vollständig entlohnt wurde. Wie dem auch sein. Wundervoll fordernd und bestechend war der Wein allemal. Für mich war die diesjährige „Vorbereitung“ von sehr sehr anständiger *****, noch nicht ganz fantastischer ****** (aber nicht weit weg davon befindlicher), Qualität geprägt, die mir das anstehende Elend meines persönlichen Feiertages zuvor-kommend versüßten.

2 comments:

Subtlet said...

Fun to read, as always! I'm glad to see you enjoyed it, and I'm impressed that some made it into Germany. It's nice that so much complexity is showing now in the 2009.

Oh Dae-su said...

Hi Dan, yeah this one was really good. Still a bit young, I guess. I think this Oregon Pinot was rather easy to get because it was the winner of a London Pinot Cup in 2011 organized by Tim Atkin and the Deutsche Weininstitut. It surpassed plenty of German Pinots (approx. 20) and some others from NZ, Cali, OZ and Oregon. Maybe the price was not that nice though ;-) Cheers Chris