Jahr ein, Jahr aus gibt es einen Tag im
September der am Vorabend gewisser „Vorbereitung“ meinerseits
bedarf um den darauffolgenden Tag mit seinen unerfreulichen
Feierzwängen besser überstehen zu können. Letztes Jahr stand im
Zentrum dieser „Vorbereitung“ ein durchaus sehr angenehmer
Centgrafenberg R Spätburgunder von Paul Fürst. Dieses Jahr
gestaltete ich diese spezielle „Vorbereitung“ mit einem Pinot Noir von
Antica Terra aus dem Willamette Valley.
Seit 2005 produziert Maggie Harrison,
einst eine der langjährigen Weinmacher bei Manfred und Elaine
Krankl's legendärer Sine Qua Non Winery im Ventura County, eine
illustere Ansammlung von ziemlich ambitioniert bepreisten Weinen aus
Pinot Noir und Chardonnay. Bei meinem heutigen Willamette Valley
Pinot Noir aus dem etwas hedonistisch anmutenden Jahrgang 2009
handelt es sich um das Einstiegsmodell des Hauses. Hergestellt wurde
dieses Cuvée zu ca. 50 % aus Trauben des Antica Terra Estate
Vineyard in den Eola Amity Hills und zu unterschiedlichen Teilen aus
zugekauften Trauben des Shea Vineyard in Yamhill-Carlton, des
Croft Vineyard in den Eola-Amity Hills und des Cherry Grove Vineyard
wiederum in Yamhill-Carlton. Nahezu alle Trauben wurden entrappt und
ohne sie anzupressen in kleinen offenen Eichenholzbehältern vergoren
um den "Output" anschließend in ca. 50 % neuem französischem Eichenholz reifen zu lassen. Na lasst uns mal schauen wie die Qualität der diesjährigen
„Vorbereitung“ so gewesen ist ...
Die Farbe des Antica Terra Pinots
gestaltete sich ungewöhnlich monoton dunkel bis knapp vor den Rand.
Hier zeigte sich eine verhaltene Transparenz in eher scharlachroter
Färbung. Die Nase war trotz seines fünfjährigen Buckels immer noch kräftig
geprägt von einer beachtlichen Menge an typischen „Oregon Funk“ Sous-Bois
Stinkerln. Diese vom Boden herrührende Beduftung fällt in den
Eola-Amity Hills zumeist am ausgeprägtesten aus. Getrocknetes
Tannenreisig, leicht feuchte Blätter, ebenso leicht feuchter
Waldboden, eine Spur von Wildschweinbraten, rabenschwarze und nicht
sehr saftige Kirschen, nicht zu wenig Holzkohle, auch ein wenig
überrösteter Kaffee, ein Etwas an eingebildeter Stahligkeit, ein
Hauch Thymian, sowie eine Idee Wacholder machten das anspruchsvolle,
eher ernste und sehr von „mineralischen“ Zügen geprägte
Nasenbild aus. Am Gaumen wirkte der Wein zwar ziemlich herb, aber
nicht übermäßig misanthropisch ernst. Feine schmelzige, sehr
dunkle und leicht getrocknet wirkende Kirscharomen von verspielter
Natur entfalteten sich auf meiner Zunge. Daneben zeigten sich eine Menge an herben und erdigen Aromen welche im Gesamtbild durchaus tonangebend waren. Holzkohle, kaltes
Eisen, Blut, gewisse Mengen von einer Zimt-Gewürzmischung, röstiges
Kaffeepulver (keine typischen Röstaromen vom Holz), Malzbier,
Lakritze, gegrillte Pilzen, relativ wenig Herbstlaub und ein schüchternes aber druckvoll würzigem Moschus-Muskat-Potpourri waren nur die Hauptakteure im Geschmacksbild. Sehr druckvoll mag auch der passende und prägnante Begriff zur Umschreibung der Struktur
des Weines sein. Neben dem noch ganz schön unknuffig und leicht
kratzigem Tannin zeigte dieser mineralische Hüne viel entschlossene Kraft und
bestechende Länge. Eine Kraft die zwar im Gesamtbild noch gut eingependelt
erschien, doch meiner Ansicht nach noch ein wenig Flaschenreife nicht
verschmähen sollte. Im Moment erschien mir der Wein noch etwas zu
spannungsvoll-stramm und ein klein wenig übermutig-fordernd-jugendlich. In ein bis zwei
Jahren dürfte der Antica Terra Pinot 2009 sein volles Potential
ausspielen. Für reine Mineralistische-Boden-Enthusiasten dürfte der
Wein heute schon von gewisser Größe sein. Pinotliebhaber bei denen
Begriffe wie Harmonie, Eleganz, Balance etc. der Inbegriff von
Qualität darstellen können sich noch ein wenig Zeit
lassen. Da ich mich eher zu den Letzteren zählen würde, nehme ich an, dass meine diesmalige verfrühte Gier nicht vollständig entlohnt wurde. Wie dem auch sein. Wundervoll fordernd und bestechend war der Wein allemal. Für mich war die
diesjährige „Vorbereitung“ von sehr sehr anständiger *****,
noch nicht ganz fantastischer ****** (aber nicht weit weg davon befindlicher),
Qualität geprägt, die mir das anstehende Elend meines persönlichen Feiertages
zuvor-kommend versüßten.
2 comments:
Fun to read, as always! I'm glad to see you enjoyed it, and I'm impressed that some made it into Germany. It's nice that so much complexity is showing now in the 2009.
Hi Dan, yeah this one was really good. Still a bit young, I guess. I think this Oregon Pinot was rather easy to get because it was the winner of a London Pinot Cup in 2011 organized by Tim Atkin and the Deutsche Weininstitut. It surpassed plenty of German Pinots (approx. 20) and some others from NZ, Cali, OZ and Oregon. Maybe the price was not that nice though ;-) Cheers Chris
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