2.8.14

Meerlust Pinot Noir Reserve 1997, Stellenbosch




Bei meinen „Beutezügen“ durch mehrheitlich mitteleuropäische Weinhandlungen kommt es ab und an zu Begegnungen mit gereiften Pinot Noir Flaschen die zwar stets ein erhöhtes Risiko in sich bergen, doch mich letztlich nie davon abhalten solche auch solche zu kaufen. In den letzten Wochen habe ich mit zwei sehr gereiften Italienern äußerstes Glück gehabt. Bei dem heute an den Korken gehenden südafrikanischen Beutegut, welches ich den Tiefen des an dieser Stelle besonders dunklen Schwarzwald entrissen habe, war das Risiko noch höher als bei den beiden Italienern. Nicht wegen dem Wein an sich, sondern eher wegen seinen fragwürdigen Lagerung und des zum Abraten neigenden Verkaufsgesprächs mit dem Händler. Da mir klar war das Meerlust, so heißt das Weingut – nur mal so nebenbei bemerkt, früher sehr viel Wert auf lange Flaschenreifung gelegt hat, konnte mich meine zur Unvernunft neigende Neugierigkeit einem inneren Diskus dazu überreden, diesen „Pinot weit Weg“ ein neues zu Hause sowohl an meiner Zunge als auch in meinem Gedächtnis zu geben. Wie der Wein hergestellt wurde und wo sein Traubengut herstammt entzieht sich glücklicherweise meiner Kenntnis. Glücklicherweise deshalb, da diese peinliche Nichtinformation dazu führt, dass mein Einführungstext nicht wieder alle Erträglichkeitsgrenzen sprengt. Also, auf nach Stellenbosch zum Meerlust Pinot Noir Reserve 1997 ...


Die Färbung des Meerlust Pinots war ein wenig fahl und für diese Rebsorte etwas dunkel. Die Verfärbungen am Rand erwiesen sich als überraschend weit entfernt von jeglicher dem Alter entsprechenden Verbräunung. Die Nase brauchte ca. eine Stunde um aus seinem eher krautigen Dasein zu erwachen. Nun überwogen ganz offensichtlich rote Johannisbeeren und Anklänge von feuchtem Waldboden. Daneben zeigten sich olafaktorische Aromen von roter Grütze, Tabak, Cola und hellem Tabak (!). Eine Idee von Rosinigkeit könnte auf ziemlich reife Frucht hinweisen. Nicht zu Uninteressant und sicher nicht ausgezehrt erschien mir die Nase schon, doch sonderlich beeindruckend oder verführerisch war sie meiner Ansicht nach wirklich nicht. Was die beiden letzten Eigenschaften betrifft vermochte der Geschmack dies durchaus zu vollbringen. Auch am Gaumen dominierten rote und enorm frisch wirkende Johannisbeeren sowie sehr reife Himbeeren (ohne die leichte nasale Rosinigkeit oder jeglichen Marmeladismus). Des Weiteren konnten Rote Grütze, an getrocknetes Laub erinnernde Geschmäcker und insbesondere die Aromen frisch gebackenem Carrot Cake, inkl. seiner eigenen Art von zurückhaltender Süße, im Gesamtensemble des Meerlust Reserve überzeugen. Nach guten zwei Stunden zeigten sich mehr und mehr Anzeichen von tiefgründigen Kalksteinvermutungen. Der dann auch entstehende Hauch von grün-würzigen Kräutern verlieh dem Pinot ein bodenständig elegantes Wesen. Das Tannin wiederum zeigte sich sehr elegant geschliffen und die überraschend lebendige Säure trug ebenfalls zum Gelingen der Verkostung dieses Stellenbosch Pinot Noirs bei. Überraschend bis Verblüffend war seine enorme Frische und Präzision am Gaumen. Die Nase entsprach eher einem etwas zu gereiften Pinot Noir. Für mich überwogen die positiven Eindrücke vom Gaumen durchweg. Meiner Meinung nach ein sehr anständiger ***** Meerlust, der mehr Lust auf Meerlust macht. Mal schaun‘ was die jüngeren Jahrgänge hergeben werden. Leider habe ich von aktuellernen Verkostungen jüngerer Jahrgänge ein abweichendes Bild hinsichtlich Qualität und Tiefgang erfahren müssen. In den nächsten Monaten werde ich mal dem 2011er an den Korken gehen ...  

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