Heute gibt es bekanntlich wichtigeres
als das Lesen meiner ständig zu langen Posts über Wein! Heute ist
König Fußball angesagt. Zum Vorglühen, und
natürlich auch begleiten, habe ich mir für das Finale heute Abend zwei Weine
ausgesucht die unterschiedlicher kaum sein können. Der Grund für
die Wahl ist rein persönlicher Natur. Meiner Meinung nach sind beide
Weine würdige Vertreter für die Weinkultur ihrer jeweiligen
Heimatländer. Was gibt es aus Deutschland schon besseres als
restsüßen Mosel- oder Saarriesling, und was gibt es besseres aus
Argentinien als Malbec?! Was meine Zunge betrifft – nichts! Des
weiteren schätze ich viele Weine der jeweiligen Erzeuger. Herrn Christoffel's seine in der Breite etwas mehr. Bei Catena Zapata beschränke ich mich sehr gerne auf die Spitze. Ein
weiterer nicht zu unterschätzender Grund für meine Wahl der beiden Weine mag auch die radikal unterschiedliche Spielweise der jeweiligen Fußballmannschaften bis zum
heutigen Finale gewesen sein. Jetzt ist aber genug der unnötigen
Rechtfertigerei! Ich will ja nicht schon wieder alles in
die Länge ziehen …
Es dürfte mittlerweile das dritte mal
sein, dass ich den Jos. Christoffel jr. Riesling Graacher Domprobst
Auslese* 1994 trinke. Heute schmeckt er mir entschieden am besten!
Was für ein gutes Omen, nicht!? Seine spielerische Leichtfüßigkeit
und substantielle Hintergrundspannung empfinde ich als sehr
beeindruckend, effizient, konzentriert und kreativ befruchtend. So sollte es auch
heute auf dem Platz ablaufen. Beim heutigen Verkosten kommen für mich die
tiefgründigen dunkelbeerigen Aromen noch besser als vor einem guten Jahr zu Geltung.
Auch in puncto Raffinesse und verführerischer Eleganz zeigen sich
nunmehr weitere positive Entwicklungen. Für mich ein wirklich ein im
Moment sehr schön zu trinkender Riesling mit gutem Fluss und sehr
anständiger ***** Substanz wie auch Tiefe.
Weiter, mit dem Catena Alta Historic Rows
Malbec 2010 der Bodega Catena Zapata. Das Traubengut für diesen
Malbec entstammt aus den ältesten Rebanlagen der vier berühmten
Catena Zapata Weinberge: Angélica, La Pirámide, Nicasia und
Adrianna in Mendoza. Alle vier Weinberge liegen zwischen 900 und 1500 Meter Höhe im Hochland von Mendoza und verfügen über die
unterschiedlichste Bodenverhältnisse. Von Sandstein, Kiesel, Ton bis
hin zum Kalkstein ist alles dabei. Vergoren wurde der Wein mit wilden
Hefen bis zu 35 Tage im Barrique und Doppelbarrique um anschließend
18 Monate in gebrauchten Barriquefässern seine Ruhe zu finden.
Die
Farbe des Malbec zeigt viel von jugendlichem nahezu undurchsichtigem
Ochsenblut mit so mancher Trübung. Die Nase zeigt dunkle Beeren -
insbesondere Brombeeren, Blaubeeren dazu Pflaumen, eine durchweg kühl
wirkende Würze, auch dunkle
staubige Schokolade, Lakritz, ein Hauch Vanille, etwas
Fleisch - Rind natürlich - und eine ernsthaft wirkende Rauchigkeit.
Am Gaumen kommen die reifen Fruchtaromen von dunklen saftigen
Pflaumen und Brombeeren erst recht gut zur Geltung. Der Körper neigt für Malbec Verhältnisse eher zu Schlankheit. Das Tannin ist
ziemlich lebendig, aber nicht übermäßig hart oder revoltierend –
in verschiedener Hinsicht. Da scheint die Säure eher ein wenig mehr
der Burschikosität zugeneigt zu sein und an die zugenagelte
argentinischen Abwehr zu erinnern. Die Aromen wirken reif, präzise,
sehr sauber, nicht unkomplex – aber auch nicht sonderlich
beeindruckend, nicht wirklich süßlich oder über-extrahiert.
Daraus könnte man vielleicht eine solide und nicht unattraktive
Spielweise der Argentinier beim heutigen Spiel ablesen. Könnte man!
;-). Die Länge erscheint mir nur leicht über dem Durchschnitt zu
liegen. Vielleicht ebenfalls ein gutes Omen was die körperliche
Fitness der Albiceleste am heutige Abend betrifft. Alles in allem ein
jetzt schon recht gut ausbalancierter Malbec der nicht nur von
körperlichem Spiel und wilder Entschlossenheit lebt.
Glücklicherweise ist auch die Wildheit was seine alkoholische Kraft
betrifft in keinster Weise penetrant oder abstoßend. Naja, vielleicht ein Indiz für
wenig Fauls am heutigen Abend. Jetzt lass ich lieber diesen dämlichen
Interpretationen und komme zum Schluss. Auch der Malbec von Catena
Zapata erscheint mir zwar recht jung, dennoch mehr als nur anständig, also sehr anständig *****. Meiner Meinung nach
würde ihm das eine oder andere Jahr an Flaschenreife noch gut tun.
Am besten vier Jahre würde ich vorschlagen! Dieses Mal ist wegen seiner banalitätsfernen Leichtigkeit und spielerischen sowie stimmigen Art der Riesling aus dem Graacher Domprobst von Kajo eindeutig der Weltmeister in meinem Glas!!!
2 comments:
Fun post! I love KaJo's wines as well, and have had wonderful experiences with the 94's.
Hi Dan, thanks very much! I am a big fan of Kajo's Rieslings, too. Hey, your first Kajo Riesling video some years ago led me to WiSb in the frist place ;-).
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