Das meine Zunge im pazifischen Nordwesten Amerikas doch recht viel
Zeit verbringt um Pinot Noirs zu erschmecken ist nicht neu. Doch
British Columbia als Lokalität der Begierde ist es. Bis zu dieser heutigen Post war der WEsten Kanadas ein weißer Fleck
auf meiner persönlichen Verkostungslandkarte. Und das obwohl im
Okanagan Valley seit Mitte des 19. Jahrhunderts ohne Prohibitionspause Vitis
Vinifera Reben kultiviert werden! Wenn man den im Internet zahlreich verstreuten Hochglanzfotos glauben
schenken möchte, ich war leider noch nie vor Ort und kann es daher nicht
persönlich verifizieren, könnte man das Okanagan Valley entlang des ca. 135 km
langen Okanagan Lake, welcher sich ein wenig östlich von Vancouver
befindet, als eine der schönsten Weinbauregionen dieses Planeten
bezeichnen. Doch schöne Landschaften machen noch lange keine guten
Wein. Andersrum dürfte auch ein Schuh draus werden wenn ich mir so manche klassichen Weinbauregion in Europa anschaue. Doch ich schweife wie
gewohnt mal wieder ab ... Der heutige Wein entstammt aus den
Weinbergen und Kellern des Okanagan Valley “Platzhirsch” Mission
Hill Winery in West Kelowna. Gegründet wurde dieses
heutige Weinunternehmen in der Mitte der 1960er Jahren von einer
Gruppe einheimischer Geschäftsleute. Seine heutige Größe von um
die 360 ha hat Misson Hill durch das unablässige Engagement des
heutigen Besitzers Anthony von Mandl und seines langjährigen neuseeländischen Winemakers John Simes erlangt. Neben Pinot Noir werden
nahezu alle Global Player der Rebfamilie von Cabernet Franc bis
Shiraz angebaut.
Mein heutiger Pinot Noir Reserve
wurde aus Traubengut der Naramata Ranch (gepflanzt 1995,
342-470m, Westausrichtung, schluffige Lehmböden) des Martin's Lane
Vineyard (gepflanzt 1998-99, 400-500m, Südausrichtung, Vulkangestein
mit Lehm und Kalkablagerungen) und des Lakeshore Vineyard (gepflanzt
1994 und jünger, 375-450m, Nord-Südausrichtung, Ton- und Lehmböden)
hergestellt. Geerntet wurde das Traubengut im Oktober und November
2010, anschließend vergoren (ziemlich offensichtlich) und 9 Monate in französischem Holz ausgebaut. Wie war er? Bitte um einen Klick ...
Die Farbe des Misson
Hill Pinot Noir Reserve 2010 erwies sich als sehr transparent,
relativ dunkel und etwas wässrig-gräulich am Rand. Die Nase war
ziemlich lakrizig-rauchig herb und zeigte eine deutliche ätherische
Anmutung bis hin zur ganz leichten Brandigkeit. Des weiteren zeigten
sich stetig mehr und mehr im Aufwachmodus befindliche Schattenmorellen und Dürfte von roten Johannisbeeren.
Am ersten Tag zeigte sich die Frucht in der Nase ziemlich reserviert und in
Kombination mit den ätherischen Zügen etwas negativ spannend. Am zweiten Tag war
viel mehr Integration und eigentliche Substanz erriechbar. Am Gaumen
zeigte der Pinot über die ersten Stunden hinweg relativ kräftiges Potential von
herb-kirschig-Likörigem und würzig-kräuterig-Ätherischem mit gewisser Liebstöckelbeimischung. Und das bei nur 13,5 % deklariertem
Alkohol!? Typische alkoholische Süße oder marmeladige Neigungen,
wie es bei nicht wenigen Spätburgundern aus der “Neuen Welt” und
sicherlich auch näherliegenden Gefilden gerne vorkommen mag, konnte
ich überhaupt nicht feststellen. Was diese Eigenschaften betrifft, war es schon ein
relativ herber Knochen. Wie seine würzige-ätherische Natur, kam mir
auch die Säure in den ersten Stunden ziemlich spitz und nervig vor. Da
konnten die mit der Zeit entstehenden karamellige Noten und stärker
ausgeprägten roten Johannisbeeraromen auch nicht viel mehr
wettmachen. Immerhin zeigte sich der Wein nach einigen Stunden, und
mehr noch am zweiten Tag, etwas balancierter und “geschmeidiger”.
Vielleicht wurde der Pinot von mir ein wenig zu jung getrunken, doch
langjähriges Lagerpotential würde ich ihm auch nicht zugestehen wollen. Für
mich ein durch ätherisch Würze und eher einfacher Struktur
auffallender so la-la *** Pinot Noir aus dem Great White North.
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