9.12.12

Weingut Balthasar Ress Erste Lagen Rieslinge 2011, Rheingau





Um die aufkommende 2001er Jahrgangs-Falance zu brechen habe ich mir gedacht – mal was jugendliches Neues zur Abwechslung! Daher sollten es diesmal ein paar Rieslinge aus dem vermutlichen Spitzenjahr 2011, man weiß ja nie wie man das in ein paar Jahren sieht, sein. Um genauer zu sein: vier Erste Lagen Gewächse aus dem Traditionshaus Balthasar Ress! Es präsentierten sich mir vier, oder besser gesagt drei – dazu später mehr - unterschiedliche, sehr eigenständige und teilweise auch etwas eigene Rieslinge. Nun aber genug der Vorrede. Hier meine kurzen Eindrücke zu den einzelnen Weinen:



Weingut Balthasar Ress Riesling Hattenheimer Nussbrunnen Erstes Gewächs 2011, Rheingau

Die Farbe des Riesling Nussbrunnen erschien mir für einen sehr jungen Riesling ziemlich satt, nahezu saftig, klar und ziemlich anziehend. Am ersten Tag kam mir die Nase sehr würzig, robust, leicht petrolig, sehr kraftvoll, darüber hinaus relativ rauchig, weniger karg als die anderen Rieslinge und aufgrund seiner Jugendlichkeit etwas angenehm „sponti -stinkig“ vor. Die Frucht wurde vor allem von Grapefruit und sehr verhaltenen kandierte Zitronen zu geprägt. Diese Eindrücke bestätigten und harmonisierten sich an den kommenden Tagen. Wobei ab dem dritten Tag meiner Ansicht nach auch etwas mehr blumige Eigenschaften zutage traten.

Was den Geschmack angeht, zeigte dieser schon ab dem ersten Tag, dass er vermutlich einiges Potential innehat. Er zeigte viel Kraft, war auch recht robust, sicher noch ein wenig zu rauchig, aber konnte schon mit viel jugendlicher Frucht (hauptsächlich exotische Aromen) aufwarten. Von der Struktur her kam mir der Geschmack etwas zuträglicher und vielleicht auch ein wenig breiter angelegt vor als bei den anderen verkosteten Rieslinge. Am zweiten und dritten Tag meinte ich im Nussberg seltsamerweise ein wenig mehr petrolige Aromen aufzuschnappen. Warum? Kann ich eigentlich nicht sagen! Eher etwas seltsam. Abgesehen davon kam er mir gesamtheitlich an den Folgetagen noch etwas ausbalancierter und zugänglicher vor. Wobei man zu keinem Zeitpunkt auf die Idee kam, dass es sich nicht um einen eher doch zurückgezogenen und viel zu jungen Wein handelte. Vielleicht fehlte es dem Riesling ein wenig an Raffinesse und Eleganz um mich noch mehr zu beeindrucken. Mir kam er schon etwas draufgängerisch und muskulös vor.

Meiner Ansicht nach ein anständiger Wein **** (was in Punkte übersetzt wohl etwas zwischen 86 und 88 Punkte bedeutet, sicher mehr zur 88 tendierend) mit vielleicht viel Potential zu höheren Weihen ;-)



Weingut Balthasar Ress Riesling Hattenheimer Engelmannsberg 2011, Rheingau

Der Engelmannsberg präsentierte sich in meinem Glas als ein ziemlich heller Riesling. Für das Alter nicht weiter überraschend. In der Nase kündigte sich das aufkommende Übel schon an: feuchte Wellpappe und weiterer für Kork-Beeinflussung typischer Modergestank. Am Gaumen glücklicherweise nicht ganz so ausgeprägt. Ich konnte sogar ein wenig verhaltene Zitronenaromen, eine leichte Nussigkeit und etwas diffuse feuchte Kieselstein-Aromatik aufschnappen. Doch letztlich zerstörte der Kork und die damit verbundene Bitterkeit jegliche Möglichkeit den Wein einigermaßen beschreiben zu können. Schade!



Weingut Balthasar Ress Riesling Rüdesheimer Schlossberg Erstes Gewächs 2011, Rheingau

Die Farbe des Schlossberg kam mir fast so satt und „saftig“ gelb vor wie die des Nussberg. Das Bouquet erschien mir, mit leichten Schwankungen, über die ganzen drei Tage hinweg ziemlich attraktiv, fruchtverwöhnt (reife gelben Zitronen und auch nicht zu wenig Steinobst), dem Alter bzw. Jugend entsprechend verständlicherweise etwas zurückhaltend, durchaus tiefgründig und bei weitem am elegantesten.

Der Geschmack erschien mir die ersten Stunden wesentlich verhaltener als das die Nase zunächst andeutete. Dann, und die folgenden Tage, zeigten sich immer mehr und intensiver die schon erwähnten Fruchtaromen. Gepaart wurde die Frucht mit sehr verhaltenen Petrolnoten, einer feinen Würzigkeit und sicherlich auch mit einer anständigen von mineralischen Noten geprägten Tiefgründigkeit. Der Nachhall des Abgangs war überdurchschnittlich lang, sehr kraftvoll und vielleicht noch etwas zotig herb. Nun ja, war ja auch noch ein Baby! Daher für mich kein Problem. Eher ein Problem war die etwas stärkeren Süße und der merkbare Alkohol am ersten Tag. Glücklicherweise minimierte sich dieser Eindruck an den folgenden Verkostungstagen. Zusammenfassenden würde ich meinen, dass der Schlossberg der schon zugänglichste, wenn man man bei hochwertigen jugendlichen Weinen von so etwas überhaupt reden kann, eleganteste und wahrscheinlich überzeugende Wein der vier (bzw. drei) Rheingauer Rieslinge war.

Meiner Ansicht nach ein sehr anständiger Wein ***** (was in Punkte übersetzt wohl etwas zwischen 89 und 91 Punkte bedeutet) mit sicher viel Potential zu MEHR!



Weingut Balthasar Ress Riesling Rüdesheimer Berg Rottland 2011, Rheingau

Der Berg Rottland war einzige Wein dem ich ganze vier Tage lang beobachtet habe. Im Glas erschien er mir sehr hell. Fast schon ein wenig blass. Die Nase zeigte sich am ersten Tag sehr schüchtern, wenn nicht total verschlossen. Ich meinte etwas pfeffrige, krautige, grüne und algige Noten zu riechen. Am zweiten Tag gab es schon gewisse Veränderungen hin zu verhaltenen Fruchtaromen von Zitrusfrüchten und einigen festen mineralischen Anklängen. Dennoch alles sehr zurückgezogen, verhalten und für mich persönlich weniger attraktiv. Am dritten und vierten Tag schien der Wein sich immer mehr in Richtung „Offenheit“ und weg von „Verbarrikadierung“ zu bewegen. Schlussendlich meinte ich im Bouquet des Berg Rottland ein ansprechendes Maß an Eleganz und Würze feststellen zu können. Diese rührte eindeutig von mineralischen Eindrücken her.

Wie bei der Nase, so auch beim eigentlichen Geschmack, hatte ich am ersten und zweiten Tag gewisse Probleme. Der Wein erschien mir sehr zurückgefahren und ziemlich abweisend. Auch der zunächst sehr kurze Abgang und die etwas eigenwillige körperliche Substanz machte mir ein wenig zu schaffen. Zumindest schien mir der Alkohol gut eingebunden und die Säure angenehm präsent. Eine strenge Mineralik war sicher schon vernehmbar, doch mit Fruchtaromen war nicht viel los! Auch sonst konnte ich nicht viel Ausdruckskraft wahrnehmen. Ab dem dritten Tag kam für mich mehr Bewegung in die Sache. Ich meinte mehr Kraft, schon fast etwas Cremigkeit und aufkommende grünliche Würze mit wesentlich präziserer Mineralik zu vernehmen. Sogar Fruchtaromen von herben grünen Zitronen und Zitronenschalen, die mir etwas bissig, aber ebenfalls erstaunlich intensiv vorkamen, zeigten sich am vierten Tag.  Sogar der Abgang zivilisierte sich ein wenig und hallte länger nach! Ich meine, dass der Wein über die Tage in eine positive Richtung ging. Es ist doch wahrscheinlich anzunehmen, dass diese Viertagesentwicklung für eine positive Zukunft spricht! Vom Zustand des jetzigen Zeitpunkt zu schließen, würde ich meinen, dass es nicht meine bevorzugte Art von Riesling ist. Aber das ist natürlich mein persönliches "Problem" ;-)

Zu einer zusammenfassenden Bewertung fehlt mir bei diesem Wein dennoch jegliche Kompetenz. Er war mir schlichtweg zu eigen in seinem noch sehr jungen und verschlossenem Zustand um ihn in irgend einer Weise nur annähernd verlässlich kategorisieren zu können. Schaun mer mal in paar Jahren!

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