Um die aufkommende 2001er
Jahrgangs-Falance zu brechen habe ich mir gedacht – mal was
jugendliches Neues zur Abwechslung! Daher sollten es diesmal ein paar
Rieslinge aus dem vermutlichen Spitzenjahr 2011, man weiß ja nie wie man
das in ein paar Jahren sieht, sein. Um genauer zu sein: vier
Erste Lagen Gewächse aus dem Traditionshaus Balthasar Ress! Es
präsentierten sich mir vier, oder besser gesagt drei – dazu später
mehr - unterschiedliche, sehr eigenständige und teilweise auch etwas eigene
Rieslinge. Nun aber genug der Vorrede. Hier meine kurzen Eindrücke
zu den einzelnen Weinen:
Weingut Balthasar Ress Riesling
Hattenheimer Nussbrunnen Erstes Gewächs 2011, Rheingau
Die Farbe des Riesling Nussbrunnen
erschien mir für einen sehr jungen Riesling ziemlich satt, nahezu
saftig, klar und ziemlich anziehend. Am ersten Tag kam mir die Nase
sehr würzig, robust, leicht petrolig, sehr kraftvoll, darüber
hinaus relativ rauchig, weniger karg als die anderen Rieslinge und
aufgrund seiner Jugendlichkeit etwas angenehm „sponti -stinkig“ vor. Die Frucht wurde vor allem von Grapefruit und sehr
verhaltenen kandierte Zitronen zu geprägt. Diese Eindrücke
bestätigten und harmonisierten sich an den kommenden Tagen. Wobei ab
dem dritten Tag meiner Ansicht nach auch etwas mehr blumige
Eigenschaften zutage traten.
Was den Geschmack angeht, zeigte dieser
schon ab dem ersten Tag, dass er vermutlich einiges Potential
innehat. Er zeigte viel Kraft, war auch recht robust, sicher noch ein
wenig zu rauchig, aber konnte schon mit viel jugendlicher Frucht
(hauptsächlich exotische Aromen) aufwarten. Von der Struktur her kam mir
der Geschmack etwas zuträglicher und vielleicht auch ein wenig
breiter angelegt vor als bei den anderen verkosteten Rieslinge. Am
zweiten und dritten Tag meinte ich im Nussberg
seltsamerweise ein wenig mehr petrolige Aromen aufzuschnappen. Warum? Kann ich eigentlich nicht sagen! Eher etwas seltsam. Abgesehen
davon kam er mir gesamtheitlich an den Folgetagen noch etwas
ausbalancierter und zugänglicher vor. Wobei man zu keinem Zeitpunkt
auf die Idee kam, dass es sich nicht um einen eher doch
zurückgezogenen und viel zu jungen Wein handelte. Vielleicht fehlte
es dem Riesling ein wenig an Raffinesse und Eleganz um mich noch mehr
zu beeindrucken. Mir kam er schon etwas draufgängerisch und muskulös
vor.
Meiner Ansicht nach ein anständiger
Wein **** (was in Punkte übersetzt wohl etwas zwischen 86 und 88
Punkte bedeutet, sicher mehr zur 88 tendierend) mit vielleicht viel
Potential zu höheren Weihen ;-)
Weingut Balthasar Ress Riesling
Hattenheimer Engelmannsberg 2011, Rheingau
Der Engelmannsberg präsentierte sich
in meinem Glas als ein ziemlich heller Riesling. Für das Alter nicht
weiter überraschend. In der Nase kündigte sich das aufkommende Übel
schon an: feuchte Wellpappe und weiterer für Kork-Beeinflussung
typischer Modergestank. Am Gaumen glücklicherweise nicht ganz so
ausgeprägt. Ich konnte sogar ein wenig verhaltene Zitronenaromen,
eine leichte Nussigkeit und etwas diffuse feuchte
Kieselstein-Aromatik aufschnappen. Doch letztlich zerstörte der Kork
und die damit verbundene Bitterkeit jegliche Möglichkeit den Wein
einigermaßen beschreiben zu können. Schade!
Weingut Balthasar Ress Riesling
Rüdesheimer Schlossberg Erstes Gewächs 2011, Rheingau
Die Farbe des Schlossberg kam mir fast
so satt und „saftig“ gelb vor wie die des Nussberg. Das Bouquet
erschien mir, mit leichten Schwankungen, über die ganzen drei Tage
hinweg ziemlich attraktiv, fruchtverwöhnt (reife gelben Zitronen
und auch nicht zu wenig Steinobst), dem Alter bzw. Jugend entsprechend
verständlicherweise etwas zurückhaltend, durchaus tiefgründig und
bei weitem am elegantesten.
Der Geschmack erschien mir die ersten
Stunden wesentlich verhaltener als das die Nase zunächst andeutete.
Dann, und die folgenden Tage, zeigten sich immer mehr und intensiver
die schon erwähnten Fruchtaromen. Gepaart wurde die Frucht mit sehr
verhaltenen Petrolnoten, einer feinen Würzigkeit und sicherlich auch
mit einer anständigen von mineralischen Noten geprägten
Tiefgründigkeit. Der Nachhall des Abgangs war überdurchschnittlich
lang, sehr kraftvoll und vielleicht noch etwas zotig herb. Nun ja,
war ja auch noch ein Baby! Daher für mich kein Problem. Eher ein
Problem war die etwas stärkeren Süße und der merkbare Alkohol am
ersten Tag. Glücklicherweise minimierte sich dieser Eindruck an den
folgenden Verkostungstagen. Zusammenfassenden würde ich meinen, dass
der Schlossberg der schon zugänglichste, wenn man man bei
hochwertigen jugendlichen Weinen von so etwas überhaupt reden kann,
eleganteste und wahrscheinlich überzeugende Wein der vier (bzw.
drei) Rheingauer Rieslinge war.
Meiner Ansicht nach ein sehr
anständiger Wein ***** (was in Punkte übersetzt wohl etwas zwischen
89 und 91 Punkte bedeutet) mit sicher viel Potential zu MEHR!
Weingut Balthasar Ress Riesling
Rüdesheimer Berg Rottland 2011, Rheingau
Der Berg Rottland war einzige Wein dem
ich ganze vier Tage lang beobachtet habe. Im Glas erschien er mir
sehr hell. Fast schon ein wenig blass. Die Nase zeigte sich am ersten
Tag sehr schüchtern, wenn nicht total verschlossen. Ich meinte etwas
pfeffrige, krautige, grüne und algige Noten zu riechen. Am zweiten Tag gab es
schon gewisse Veränderungen hin zu verhaltenen Fruchtaromen von
Zitrusfrüchten und einigen festen mineralischen Anklängen.
Dennoch alles sehr zurückgezogen, verhalten und für mich persönlich weniger
attraktiv. Am dritten und vierten Tag schien der Wein sich immer mehr
in Richtung „Offenheit“ und weg von „Verbarrikadierung“ zu
bewegen. Schlussendlich meinte ich im Bouquet des Berg Rottland ein ansprechendes Maß
an Eleganz und Würze feststellen zu können. Diese rührte eindeutig von
mineralischen Eindrücken her.
Wie bei der Nase, so auch beim
eigentlichen Geschmack, hatte ich am ersten und zweiten Tag gewisse
Probleme. Der Wein erschien mir sehr zurückgefahren und ziemlich
abweisend. Auch der zunächst sehr kurze Abgang und die etwas
eigenwillige körperliche Substanz machte mir ein wenig zu schaffen. Zumindest
schien mir der Alkohol gut eingebunden und die Säure angenehm
präsent. Eine strenge Mineralik war sicher schon vernehmbar, doch
mit Fruchtaromen war nicht viel los! Auch sonst konnte ich nicht viel
Ausdruckskraft wahrnehmen. Ab dem dritten Tag kam für mich mehr
Bewegung in die Sache. Ich meinte mehr Kraft, schon fast etwas
Cremigkeit und aufkommende grünliche Würze mit wesentlich präziserer
Mineralik zu vernehmen. Sogar Fruchtaromen von herben grünen
Zitronen und Zitronenschalen, die mir etwas bissig, aber ebenfalls
erstaunlich intensiv vorkamen, zeigten sich am vierten Tag.
Sogar der Abgang zivilisierte sich ein wenig und hallte länger nach! Ich
meine, dass der Wein über die Tage in eine positive Richtung ging.
Es ist doch wahrscheinlich anzunehmen, dass diese
Viertagesentwicklung für eine positive Zukunft spricht! Vom Zustand
des jetzigen Zeitpunkt zu schließen, würde ich meinen, dass es
nicht meine bevorzugte Art von Riesling ist. Aber das ist natürlich
mein persönliches "Problem" ;-)
Zu einer zusammenfassenden Bewertung
fehlt mir bei diesem Wein dennoch jegliche Kompetenz. Er war mir schlichtweg zu
eigen in seinem noch sehr jungen und verschlossenem Zustand um ihn in
irgend einer Weise nur annähernd verlässlich kategorisieren zu
können. Schaun mer mal in paar Jahren!
No comments:
Post a Comment