16.8.14

St. Innocent Winery Momtazi Vineyard Pinot Noir 2007, McMinnville



Das aktuelle Schauer-liche Wetter lädt zum Brechen meiner schon länger anhaltenden sommerinduzierten Enthaltsamkeit von oregonesischen Pinot-Elixieren ein. Heute möchte ich meine Aufmerksamkeit schon zum zweiten Mal einem Wein von St. Innocent aka Mark Vlossak widmen. Die erste öffentliche Verkostung ist mittlerweile schon mehr als ein Jahr her. Damals genoss ich den Justice Vineyard Pinot Noir 2007 aus den Eola-Amity Hills. Heute soll es nun meinem letzten 2007er Pinot aus Oregon überhaupt, dem Momtazi Vineyard Pinot Noir 2007 aus McMinnville, an den Korken gehen. Wie schon öfters erwähnt war der Jahrgang 2007 vom Wetter her sehr herausfordernd und darüber hinaus nicht mit viel journalistischem Enthusiasmus und Liebe bedacht worden. Bezüglich des Wichtigem, also dem Wetter sowie dem eigentlichen Reifeverlauf der Reben, möchte ich heute zum Abschluss meiner 2007er Verkostungen es mir heute mal ganz einfach machen und Mark Vlossak nüchterne und präzise Einschätzung zum Jahrgang zitieren:

„2007 was one of the more challenging harvests in the past decade. The season began early with sunny and dry weather in May and June. Bloom was about a week earlier than normal indicating that we would expect to begin picking in late September. The crop level was thinned significantly in late July targeting yields of between 2.1 and 2.7 tons per acre for Pinot noir.
September was cooler than normal and the cool weather continued into October. Intermittent rains slowed maturity and increased the risk of rot. Sunny periods between the rain events allowed the critical process of ripening and flavor development to continue. The tension mounted as waited and prayed for sun watching the acids soften, the tannin sweeten, and the flavors gain complexity. The first grapes were finally picked on October 4th, ten days later than expected. By October 15th, all of the fruit was picked, making 2007 our shortest harvest.“

Was die damalige journalistische Einschätzung betrifft enthalte ich mich meiner Meinung mal ganz elegant. Nur soviel sei erwähnt: leider war einmal mehr nicht all zu viel dran an den voreiligen Jahrgangseinschätzungen … Nun aber zum Wein! Beim Momtazi Vineyard handelt es sich um einen steilen gen Südwesten ausgerichteten biodynamisch bewirtschafteten von Nekia- und Joryböden geprägten Weinberg der Familie Momtazi in der McMinnville AVA. Seit 2006 bezieht Mark Vlossak unter Eigenregie aus dem Momtazi Vineyard Traubengut. Den Jahrgang 2007 hat der in Edelstahl inklusive einer eintägigen Kaltmazeration vergoren um ihn anschließend für 16 Monate in 31 % neuem französischem Eichenholz, der Rest im gebrauchten, auszubauen. Also, auf nach McMinnville …


  

Die Farbe des Momtazi Pinot zeigte schon eine ganze Menge von altersbedingten Verfärbungen. In den äußeren Regionen meines Glases herrschten ziegelrote Tönungen vor. Im Kern wirkte er hingegen noch sehr satt und erstaunlich dunkel. Die Nase zeigte für einen etwas gereiften Wein immer noch ein verstärktes Momentum an typischen Oregon Funk sous-bois. Darüber hinaus war der Eindruck von den etwas zu über proportionierten und etwas alt wirkenden Eichenholzaromen mir nicht ganz so genehm. Die Frucht, größtenteils angenehm reife und etwas diffus wirkende Waldbeeren, sowie mild wirkende würzige olfaktorische Komponenten von strengem grünen Pfeffer, Brenesseln, Gewürzgurken und Liebstöckel, konnten mit tiefeverleihender Raffinesse und Gefallen, meinerseits natürlich, aufwarten. Geschmacklich überwogen beim Momtazi  die ernsten und herben Charaktereigen-schaften des Weines. Aromen von feuchtem herbstlichen Waldboden, ein Hauch von Gewürzgurken(wasser), milden grünen Kräutern, einer Spur Piment und dem einen oder anderen getrocknetem Pilz zeigten ein für Oregon recht typisches Geschmacksbild. Frucht, dunkle nicht überreife Herzkirschen und Waldbeeren, war sicherlich ebenfalls noch zu gegen, doch eher ein wenig in den Hintergrund gerückt. Auch am Gaumen störte mich der Einfluss von holzbedingten Röstaromen, inklusive der Idee des später auftretendem Karamells, ein wenig. Das Holz wirkte ein wenig rau und gealtert. Sonst zeigte sich der Wein strukturell schön gealtert, mit elegant wirkender Säure, einem nicht all zu kräftigem Körper und mit angenehm zungenanspringenden Tannin ausgestattet. Am zweiten Tag veränderte sich im Geschmacksbild nicht all zu erheblich. Vielleicht wirkte er auf mich ein wenig stahlig und etwas rauchiger. Alles in allem war der Momtazi Vineyard 2007 für mich ein ernster, solider und durchweg anständiger **** Pinot Noir mit typischen oregonesischen Eigenschaften. Meiner Meinung nach befindet sich der Wein im letzten Drittel seiner Hochphase. Er wird es wohl sicher noch einige wenige Jahre auf gutem Niveau machen, doch all zu lange würde ich ihn auch nicht mehr im Keller eingekerkert lassen. In Anbetracht von Wetter und Temperatur ein wahrlich schönes Einläuten des Herbst!

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