Zwischen den Jahren, so nennt man das
glaube ich … obwohl ich diese Umschreibung nicht ganz verstehe benutze ich sie trotzdem mal,
kann man sich als Pinot Explorationist schon mal was zumuten! Das mag
sich zunächst ein wenig negativ anlesen. Soll es wohl in finaler
Konsequenz auch sein. Doch an Spannung in vielerlei Hinsicht, können
es nur wenige der von mir vorgestellten „Pinot weit weg“
mit dem heutigen aufnehmen. Dieser stammt vom Granit und Quarz
dominierten Pisoni Vineyard in den Santa Lucia Highlands etwas
südöstlich von Monterey. Der Hersteller meines Pisoni Vineyard
Pinot Noir 1996 sind die Syrah, Pinot und Chradonnay Spezialisten
Helen und Adam Tolmach von Ojai Vineyards im Santa Barbara County.
Angebaut wurden die Trauben aber von der „"Monterey County
Grower Mafia"* Legende Gary Pisoni. Mittlerweile wird der Wein
aus dieser Lage von Ojai seit mehr als zehn Jahren nicht mehr
hergestellt. Warum? Weiß ich nicht! Ist auch nicht so von
Wichtigkeit! Denken kann ich mir so einiges! Das steht aber auf einem
anderen Blatt! Jetzt soll erst einmal verkostet werden …
Die visuellen Eindrücke waren geprägt
von Orange in den Randregionen, von leicht ins rot-bräunlich
gehendem Ex-Granatrot im Kern und enorm viel Partikeldurchsetzung im großen Weit meines Glases.
Beim der Geruchstransportation lief Performanz der Lippe an Riedel Sommeliers
Burgundy Grand Cru Glas auf Hochtouren. In meiner Nase zeigte sich ein enormer
Reichtum an Facetten und fast schon verstörender Komplexität. Darunter Aromen von
Nadelwaldboden, Orangenlikör, einer Spur Menthol (was das Nasenspiel um
so spezieller machte), viel Erdigkeit, Brotkruste, nasenreizender
schwarzer Pfeffer, Lakritze, Zündholz, später etwas Pflaumenmousse und einen schüchterne
Note an Liebstöckel. Alles in allem ein sehr duftiger, sehr dreist
lebendiger - natürlich nur für sein Alter - und unvermittelt anspringender Naseneindruck mit viel
Kraft und Ausdruck! Am Gaumen wurde er für mich sehr schwierig zu
greifen und befand sich für meine Zunge in weiter Genussferne. Mit seinem fortgeschrittenen Alter hatte
das rein gar nichts zu tun. Anzeichen von Überalterung oder
Ähnlichem zeigten sich über die ganze zwei Tage der Verkostung eigentlich kaum. Es waren eher seine Aromen. Seine sehr nerven- und
papillenspannenden Aromen die mich wirklich sehr forderten. Im
Zentrum standen Aromen von Cola, viel viel Süßholz, herber
Orangenmarmelade, verbranntem Brot, mediteraner Kräutermischung im vertrockneten
Zustand, Holzkohle, marzipan'ige Süße und schlammig wirkende
hellbraune Erde. Von dem im jungen Stadium befindlichen „revealing the flamboyant Pisoni raspberry character"** war rein
gar nichts mehr zu spüren. Ist ja auch nicht unverständlich bei
seinem Alter. Auch die eigentliche Aromen an sich fand ich nicht
weiter schwierig oder spannend fordernd. Mein Problem war nur die unbändig Intensität und
„Lautstärke“ der Aromen. Mit einer derartigen „Spannung“
waren meine Sinne einfach komplett überfordert. So dürfte es sich
anfühlen, wenn man nach einem wochenlangem Rinzai Zen-Kloster Retreat
direkt anschließend auf ein Death Metal Konzert geht. Nehme ich mal
an. Probiert habe ich es noch nicht. Ist mir beides wahrscheilich zu flach und langweilig. Aber ich schweife mal wieder ab! Mit einer Einschätzung auf meiner bewährt unsinnigen Skala tue
ich mir im heutigen Fall besonders schwer. Dehalb lasse ich es am besten. Seine Nase war spektakulär und
wahnsinnig ungewöhnlich hinsichtlich des Zusammenspiels. Sein
Geschmack war für mich unbeschreiblich anstrengend … und hatte
nebenbei erwähnt mit Pinot Noir, meiner ausnahmsweise sehr rigid-kleinlichen Meinung, kaum noch was zu tun … Trotzdem ein
Erlebnis!
* ** http://www.ojaivineyard.com/98/pnp98.html
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