Buonasera tutti! Und noch ein Italiener gleich hinterdrein würde ich sagen! Ich wage es mal
und behaupte dreist, dass dieser Wein jedem von euch mehr oder weniger bekannt
ist. Daher nicht so viel informatives, oder meistens nicht so informatives, BlaBla. Il Poggione ist einer der größten Brunello und Rosso Hersteller der Region
und erfreut sich stets sehr hoher Punktzahlen bei vornehmlich amerikanischen
Weinschreibern und Kritikern. Zugegebenerweise bekomme ich die
Punktprämierungen von Parker, Suckling und Co. meist nur am Rande mit und mache
mir nicht viel daraus. Im heutigen Fall kann ich die hohen Bewertungen für die „saftigen“
und runden Weine von Il Poggione gut nachvollziehen. Warum ist das so? Da muss ich wohl ein Etwas an
Information voreilig vorwegnehmen. Ich, mit meinem beschränkten Verständnis von
und Erfahrung mit Wein, und bei Brunello im speziellen, bin der Meinung, dass
Il Poggione Weine eher recht modern vinifiziert sind und nicht über ein Übermaß
an Ecken und Kanten, einer klassischen Prägung oder einem außerordentlichem
Charakter, verfügen. Normalerweise sind mir persönlich Weine mit zu viel moderne
Prägung suspekt. Doch im Falle von Brunelli und Rossi aus Montalcino mache ich
gerne Ausnahmen. Begründen tut sich diese abweichende Präferenz dadurch, dass
ich vor wenigen Jahren, als ich noch stärker in die Weine der Toskana
verschossen war, Erfahrungen machen musste, die meiner Halsschlagader stets
eine gute Durchblutung bereiteten. Der Grund dafür war ein Zusammenspiel von
stolzen Preisen, noch stolzeren Namen, lebensmüden Weinen und an die
Widerlichkeit heranreichenden nassen und schmutzigen Fassaromen. Diese Erfahrungen
führten nicht selten bei mir, einem höchst friedfertigem Menschen, zu
ungeahnten Wutausbrüchen. Nun gut, jetzt übertreibe ich ein wenig, doch
wenn ich mich so zurückversetzte hätte ich eigentlich guut daran getan diese elende 80 Euro Pisse an die Wand
pfeffern sollen ... Ups! Entschuldigung, ich merke, es geht wieder los … Die
Schwellungen kommen wieder und ich schließe das Thema damit am besten ab. Was
ich mit meiner kurzen Erläuterung ausdrücken wollte ist eigentlich nur, dass
mir im Fall von Brunello Weine die nicht in alle Ewigkeit im Fass gelegenen
und auch sonst nach modernen Hygienevorstellungen bereitet Weine mehr Spaß
machen, als diese früheren Erfahrungen, die man sicherlich auch heute noch
machen kann.
Die Farbe des Il Poggione
Brunellos war erwartungsgemäß nicht so dunkelrot wie bei nicht gerade wenigen Brunelli. Weiter, zeigte sich eine stolze Menge an Trübung
und eindeutige Anzeichen von rotbrauner Verfärbung die von der Alterung des Weines zeugten.
Die Nase erwies
sich als eher warm, rund und durchaus fruchtbetont. Viele getrocknete
Kirschen, überraschende Frische, schöne – und etwas schmutzige –
Erdigkeit, feine herbstliche Noten und verbranntes Holz zeigten ihre
Qualitäten ohne damit protzen zu wollen. Auch die Anklänge von
Minze, dunkler Schokolade, etwas zurückhaltende Süße, feiner
Thymian und erstaunlich wenig Klebstoff sollte ich natürlich nicht vergessen. Ich würde meinen einen sehr duftigen und balancierten Wein im Glase gehabt zu haben.
Der Geschmack zeigte sich sehr balanciert, gut gealtert - ohne den
Löffel abgeben zu wollen - und ganz klar von moderner Machart –
welche ich in diesem Fall als sehr vorteilhaft empfand. Das angenehm
präsente Tannin und die elegant wirkende Säure verliehen dem Weine
eine sehr nachhaltig beeindruckende Struktur und anständig viel Biss. Weiter
gefiel mir, dass die Frucht weniger brecherisch und gewaltig
daherkam. Ich empfand sie als saftig, nahezu fein – mit leichter Neigung
zur Breite - und zivilisiert. In Verbindung dazu kann ich
glücklicherweise berichten, dass der 14 % Alkoholanteil keinerlei
Probleme darstellte. Die Konzentration des Weines fand ich sehr
zufriedenstellend, wobei auch ein klein wenig mehr Dichte nicht geschadet
hätte. Doch in diesem Fall sehe ich dies als keinen wirklichen Nachteil. Für mich ist Konzentration sowieso nicht alles. Mir ist Balance und
Klarheit in einem Wein viel wichtiger. Der Il Poggione erschien mir wunderbar zugänglich und spaßbringen ohne glatt und platt zu sein. Daher mag ich mich heute gar
nicht scheuen diesen Brunello als ein sehr anständiges ***** und wiederholenswertes Trinkerlebnis (zum immernoch relativ niedrigem Preis) sehen zu wollen.
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