19.3.13

Il Poggione Brunello di Montalcino 2001




Buonasera tutti! Und noch ein Italiener gleich hinterdrein würde ich sagen! Ich wage es mal und behaupte dreist, dass dieser Wein jedem von euch mehr oder weniger bekannt ist. Daher nicht so viel informatives, oder meistens nicht so informatives, BlaBla.  Il Poggione ist einer der größten Brunello und Rosso Hersteller der Region und erfreut sich stets sehr hoher Punktzahlen bei vornehmlich amerikanischen Weinschreibern und Kritikern. Zugegebenerweise bekomme ich die Punktprämierungen von Parker, Suckling und Co. meist nur am Rande mit und mache mir nicht viel daraus. Im heutigen Fall kann ich die hohen Bewertungen für die „saftigen“ und runden Weine von Il Poggione gut nachvollziehen. Warum ist das so? Da muss ich wohl ein Etwas an Information voreilig vorwegnehmen. Ich, mit meinem beschränkten Verständnis von und Erfahrung mit Wein, und bei Brunello im speziellen, bin der Meinung, dass Il Poggione Weine eher recht modern vinifiziert sind und nicht über ein Übermaß an Ecken und Kanten, einer klassischen Prägung oder einem außerordentlichem Charakter, verfügen. Normalerweise sind mir persönlich Weine mit zu viel moderne Prägung suspekt. Doch im Falle von Brunelli und Rossi aus Montalcino mache ich gerne Ausnahmen. Begründen tut sich diese abweichende Präferenz dadurch, dass ich vor wenigen Jahren, als ich noch stärker in die Weine der Toskana verschossen war, Erfahrungen machen musste, die meiner Halsschlagader stets eine gute Durchblutung bereiteten. Der Grund dafür war ein Zusammenspiel von stolzen Preisen, noch stolzeren Namen, lebensmüden Weinen und an die Widerlichkeit heranreichenden nassen und schmutzigen Fassaromen. Diese Erfahrungen führten nicht selten bei mir, einem höchst friedfertigem Menschen, zu ungeahnten Wutausbrüchen. Nun gut, jetzt übertreibe ich ein wenig, doch wenn ich mich so zurückversetzte hätte ich eigentlich guut daran getan diese elende 80 Euro Pisse an die Wand pfeffern sollen ... Ups! Entschuldigung, ich merke, es geht wieder los … Die Schwellungen kommen wieder und ich schließe das Thema damit am besten ab. Was ich mit meiner kurzen Erläuterung ausdrücken wollte ist eigentlich nur, dass mir im Fall von Brunello Weine die nicht in alle Ewigkeit im Fass gelegenen und auch sonst nach modernen Hygienevorstellungen bereitet Weine  mehr Spaß machen, als diese früheren Erfahrungen, die man sicherlich auch heute noch machen kann.

 
Die Farbe des Il Poggione Brunellos war erwartungsgemäß nicht so dunkelrot wie bei nicht gerade wenigen Brunelli. Weiter, zeigte sich eine stolze Menge an Trübung und eindeutige Anzeichen von rotbrauner Verfärbung die von der Alterung des Weines zeugten. 

Die Nase erwies sich als eher warm, rund und durchaus fruchtbetont. Viele getrocknete Kirschen, überraschende Frische, schöne – und etwas schmutzige – Erdigkeit, feine herbstliche Noten und verbranntes Holz zeigten ihre Qualitäten ohne damit protzen zu wollen. Auch die Anklänge von Minze, dunkler Schokolade, etwas zurückhaltende Süße, feiner Thymian und erstaunlich wenig Klebstoff sollte ich natürlich nicht vergessen. Ich würde meinen einen sehr duftigen und balancierten Wein im Glase gehabt zu haben.

Der Geschmack zeigte sich sehr balanciert, gut gealtert - ohne den Löffel abgeben zu wollen - und ganz klar von moderner Machart – welche ich in diesem Fall als sehr vorteilhaft empfand. Das angenehm präsente Tannin und die elegant wirkende Säure verliehen dem Weine eine sehr nachhaltig beeindruckende Struktur und anständig viel Biss. Weiter gefiel mir, dass die Frucht weniger brecherisch und gewaltig daherkam. Ich empfand sie als saftig, nahezu fein – mit leichter Neigung zur Breite - und zivilisiert. In Verbindung dazu kann ich glücklicherweise berichten, dass der 14 % Alkoholanteil keinerlei Probleme darstellte. Die Konzentration des Weines fand ich sehr zufriedenstellend, wobei auch ein klein wenig mehr Dichte nicht geschadet hätte. Doch in diesem Fall sehe ich dies als keinen wirklichen Nachteil. Für mich ist Konzentration sowieso nicht alles. Mir ist Balance und Klarheit in einem Wein viel wichtiger. Der Il Poggione erschien mir wunderbar zugänglich und spaßbringen ohne glatt und platt zu sein. Daher mag ich mich heute gar nicht scheuen diesen Brunello als ein sehr anständiges ***** und wiederholenswertes Trinkerlebnis (zum immernoch relativ niedrigem Preis) sehen zu wollen.

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