Für die vorweihnachtliche Zeit habe ich mir wie alle Jahre wieder vorgenommen ein paar „Pinots weit weg“ aus meinem Portfolio palatal abzuarbeiten. Den Beginn soll ein Kandidat aus einem mit stetig ansteigenden Wonnegefühlen ausgestatteten bayerngroßen Eiland machen: Tasmania! Schon seit einigen Jahren zeigen Pinots von Tassie immer mehr was für ein Potential in dieser Insel liegen kann. Wobei erwähnt werden sollte, dass im Großraum Hobart schon seit über 200 Jahren Wein angebaut wird. Nur meist mit nicht so feinen Vitis Vinifera Bewohnern wie Pinot Noir. Dieser edle Geselle fühlt sich erst seit den 1950iger Jahren so richtig heimisch und hat sich mittlerweile auf mehr als tausend Hektaren ausgebreitet. Das schon erwähnte Potential haben mittlerweile auch so manche namenhafte Weinproduzenten vom hoch solventen Festland gemerkt. Im heute vorliegenden Fall handelt es sich um das migrantische Projekt von Dalwhinnie Wines aus den südlichen Pyrenäen in Victoria welche sonst sehr auf kühle Shiraz und würzige Chardonnays spezialisiert sind. Seit wenigen Jahren produziert Dalwhinnie Pinot Noir aus den von ergiebigem Regen und schneidigen Wind beschützten südöstlichen Subregionen Coal River Valley, Derwent Valley und Huon Valley. In der Tat stellen Regen und Wind im bergig waldigen Westen und Norden der Insel die größten Probleme für den Weinbau dar. Schwer vorzustellen wenn man bedenkt was sonst die glutofenartigen klimatischen Voraussetzungen im restlichen Australien so sind ...
Visuell zeigte sich der Three Valleys Pinot Noir from Tassie im höchstmaße Sydney-Morning-Herald-durchlesbar transparent und mit sehr lebendig wirkenden Rubinen Reflexen voller Lebenskraft ausgestattet. In der Nase zeigten sich sehr vitale Düfte von etwas wärmeren Himbeeren, so mancher überreifer Pflaume … und vielleicht sogar der einen oder anderen betörenden Granatapfeligkeit. Daneben zeigten sich Eindrücke von schüchternem Muskat, reichlich herbstlichen Laubwerk und sogar so manches Viola hederacea aka australisches Veilchen. Jetzt hoffe ich nur, dass australische Vielchen ähnlich wie europäische riechen mögen … wie dem auch sei, sein Huon Valley Parfüm – anscheinend ist das wirklich so, ganz so beschlagen bin ich bei Tassie Pinots noch nicht – zeigte enorme Pinotduftigkeit und Raffinesse. Teilweise fast schon zu drall wirkend, dennoch die generelle Straße der elegant-charmante Wirkkraft nie verlassend. Aber manchmals schon knapp am Bordstein vorbeischlitternd. Am Gaumen wirkten die immer intensiver wirkenden Himbeeren wesentlich kühler und energiegeladener. Auch der Granatapfel und komplettierende rote Johannisbeeren zeigten viel jugendliche Lebenskraft. Die bodennahen Aromaten wie das herbstliche Laubwerk und Viola hederacea wirkten auf der Zunge raffinierter, gelassener und sich sehr in das strukturell filigran anmutende Gesamtbild des Three Valleys einfügend. Etwas Würze wurde von mildem Zimt und dem zum Glück nur sehr schüchternem Karamell beigefügt. Letzterer hätte sich gerne nicht nach Tassie verlaufen müssen wenn es nach meiner Zunge gehen würde. Insgesamt ein Pinot der seine prägnanten Stärken in der von seiner dem südlichen Ozean zugeneigten überaus langen Reifeperiode bedingten saftigen Fruchtlastigkeit inklusive charmanter Fruchtsüße zu verorten mag. Doch ein Mangel an Pinot Eleganz ließ er sicherlich missen. Nur diese Eleganz wirkte sicherlich nicht burgundisch finessenreich oder gar teutonisch überwürzt. Sie war eher geprägt von einer direkten herzlich-überschwänglichen Aufdringlichkeit reich an Schönheit und Fitness. Naja, es ist ja immer noch ein Australier … und zweifelsohne ein sehr anständiger***** bis nahezu fantastischer****** dazu!

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