4.7.16

Domaine Saint Nicolas Cuvée Jaques 2008, Fiefs Vendéens





Heute möchte ich nun endlich meine Suche nach außerburgundischen Pinot Noirs aus französischen Landen fortsetzen. Die gewissen Verzögerungen im Verkostungsablauf mag ich entschuldigend erklären, dass ich in den vergangenen Wochen damit schlichtweg gescheitert bin, einen hier präsentablen Pinot Noir aus dem Elsass, der sich jenseits der bekannten und berüchtigten Pinots von Albert Mann oder Marcel Deiss verortet ist, finden zu können. Von insgesamt acht verkosteten Weinen konnte mich keiner soweit überzeugen, dass ich auch nur ein Satz darüber hätte schreiben wollen. Schade eigentlich! Nun ja, dies mag ein wenig den zur Eintönigkeit neigenden Umstand erklären, dass sich meine Zuge heute schon wieder gen Loire ausrichten wird. Doch im heutigen Fall ist der Begriff Eintönigkeit wahrscheinlich nicht ganz glücklich gewählt. Denn das Cuvée Jacques 2008 der Domaine Saint Nicolas stammt aus keiner klassischen Pinot Noir Region an der Loire. Vielmehr bewege ich mich heute stark gen Westen in die von Schiefer- und Quarzböden geprägte atlantiknahe Region Fiefs Vendéens in der Nähe der Stadt La Roche-sur-Yon. Hier bereitet Thierry Michon von der Domaine Saint Nicolas sowohl reinsortige als auch verschnittenen Weine aus Pinot Noir, Negrette, Cabernet Franc, Gamay, Chenin Blanc und Chardonnay nach biodynamischen Richtlinien (Demeter zertifiziert seit 1995) her. Mein heutiger Wein namens Cuvée Jacques besteht zu 90% aus Pinot Noir und 10% Cabernet Franc. Nach der manuell erfolgten Ernte wurden die Trauben zu 100% entrappt und für 10 bis 12 Tage in kleinen offenen Holzbottichen spontan und je nach Rebsorte getrennt vergoren. Der 15 monatige Ausbau in 450 l Fässern erfolgte ebenfalls getrennt um dann die Weine in großen Stahlbehältern letztendlich zu assemblieren. Dann lasst uns mas schauen, wie dieser von seiner lokalen Herkunft ungewöhnliche, fast reinsortige Pinot Noir sich präsentiert hat … 




Was meine visuellen Eindrücke angeht fielen mir als erstes die reichhaltig vorkommenden und sehr dunklen wirkenden Schwebeteilchen ins Auge. Was ihre Menge und Größe betrifft sicherlich erwähnenswert. Sonst zeigte der Jacques viel Transparenz, einen leichten Violettschimmer im vorherrschenden Rubinrot und leichte Verfärbungen in der koronalen Region. In meiner Nase zeigten sich Assoziationen von Orangenzesten, Moos, Algen, feuchtes Heu, Brausepulver mit Geschmackrichtung Waldbeeren, harter kalter Rauch und schwitzender galoppierender Schimmel am Meeresstrand. Natürlich ist die letzte Assoziation grandios dämlich! Klar! Doch diese Bilder sind wirklich vor meinem inneren Auge aufgeflackert. Wahrscheinlich um eine bildhafte Brücke zwischen der Prägung des Atlantiks und einer ländlichen Wildheit und Rustikalität zu spannen!? Am Gaumen beherrschte das ungewöhnlich straffe und harte Tannin meine komplette dreitägige Verkostung. Nun ja, am dritten Tag war diese harte Prägung nicht mehr ganz so präsent. Doch wirkte der Wein am dritten Tag auch nicht mehr so spannungsgeladen und lebendig wie zuvor. Von Seiten der Aromen zeigte er viel jugendliche grüne Würze von Thymian, Algen, Moos, frisches Unterholz und wiederum eine ganz leicht brausig wirkende dunkle Beerenfrucht (viel Heidelbeeren und ergänzende Waldhimbeeren). Palatal sehr prägnant erschien mir auch das massive Steinsalz, die metallische Kälte, die bissige Zitronensäure am ersten Tag und der sehr kalt wirkende Rauch. An den Folgetagen zeigte der Jacques sicherlich mehr Balance! Sehr eigenständig und charaktervoll blieb er dennoch. Meiner Ansicht nach ein Pinot Noir (mit Beimischung) der bis jetzt eher „akademischen“ Spass mit gewissem Anspruch garantiert. Gewisse Anstrengung, und vor allem Einlassung, von Seiten des Verkosters fordert er allemal ein. Mal sehen was mehr Flaschenreife noch bringen wird. Ein seidiger Schmeichler oder elegant-internationalistischer Kosmopolit wird er wohl nie wirklich werden. Muss er ja auch nicht. Für mich war es sicherlich ein einprägsames und noch gerade so anständiges**** Pinot Erlebnis.

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