30.12.15

The Ojai Vineyard Pisoni Vineyard Pinot Noir 1996, Santa Lucia Highlands



Zwischen den Jahren, so nennt man das glaube ich … obwohl ich diese Umschreibung nicht ganz verstehe benutze ich sie trotzdem mal, kann man sich als Pinot Explorationist schon mal was zumuten! Das mag sich zunächst ein wenig negativ anlesen. Soll es wohl in finaler Konsequenz auch sein. Doch an Spannung in vielerlei Hinsicht, können es nur wenige der von mir vorgestellten „Pinot weit weg“ mit dem heutigen aufnehmen. Dieser stammt vom Granit und Quarz dominierten Pisoni Vineyard in den Santa Lucia Highlands etwas südöstlich von Monterey. Der Hersteller meines Pisoni Vineyard Pinot Noir 1996 sind die Syrah, Pinot und Chradonnay Spezialisten Helen und Adam Tolmach von Ojai Vineyards im Santa Barbara County. Angebaut wurden die Trauben aber von der „"Monterey County Grower Mafia"* Legende Gary Pisoni. Mittlerweile wird der Wein aus dieser Lage von Ojai seit mehr als zehn Jahren nicht mehr hergestellt. Warum? Weiß ich nicht! Ist auch nicht so von Wichtigkeit! Denken kann ich mir so einiges! Das steht aber auf einem anderen Blatt! Jetzt soll erst einmal verkostet werden …




Die visuellen Eindrücke waren geprägt von Orange in den Randregionen, von leicht ins rot-bräunlich gehendem Ex-Granatrot im Kern und enorm viel Partikeldurchsetzung im großen Weit meines Glases. Beim der Geruchstransportation lief Performanz der Lippe an Riedel Sommeliers Burgundy Grand Cru Glas auf Hochtouren. In meiner Nase zeigte sich ein enormer Reichtum an Facetten und fast schon verstörender Komplexität. Darunter Aromen von Nadelwaldboden, Orangenlikör, einer Spur Menthol (was das Nasenspiel um so spezieller machte), viel Erdigkeit, Brotkruste, nasenreizender schwarzer Pfeffer, Lakritze, Zündholz, später etwas Pflaumenmousse und einen schüchterne Note an Liebstöckel. Alles in allem ein sehr duftiger, sehr dreist lebendiger - natürlich nur für sein Alter -  und unvermittelt anspringender Naseneindruck mit viel Kraft und Ausdruck! Am Gaumen wurde er für mich sehr schwierig zu greifen und befand sich für meine Zunge in weiter Genussferne. Mit seinem fortgeschrittenen Alter hatte das rein gar nichts zu tun. Anzeichen von Überalterung oder Ähnlichem zeigten sich über die ganze zwei Tage der Verkostung eigentlich kaum. Es waren eher seine Aromen. Seine sehr nerven- und papillenspannenden Aromen die mich wirklich sehr forderten. Im Zentrum standen Aromen von Cola, viel viel Süßholz, herber Orangenmarmelade, verbranntem Brot, mediteraner Kräutermischung im vertrockneten Zustand, Holzkohle, marzipan'ige Süße und schlammig wirkende hellbraune Erde. Von dem im jungen Stadium befindlichen „revealing the flamboyant Pisoni raspberry character"** war rein gar nichts mehr zu spüren. Ist ja auch nicht unverständlich bei seinem Alter. Auch die eigentliche Aromen an sich fand ich nicht weiter schwierig oder spannend fordernd. Mein Problem war nur die unbändig Intensität und „Lautstärke“ der Aromen. Mit einer derartigen „Spannung“ waren meine Sinne einfach komplett überfordert. So dürfte es sich anfühlen, wenn man nach einem wochenlangem Rinzai Zen-Kloster Retreat direkt anschließend auf ein Death Metal Konzert geht. Nehme ich mal an. Probiert habe ich es noch nicht. Ist mir beides wahrscheilich zu flach und langweilig. Aber ich schweife mal wieder ab! Mit einer Einschätzung auf meiner bewährt unsinnigen Skala tue ich mir im heutigen Fall besonders schwer. Dehalb lasse ich es am besten. Seine Nase war spektakulär und wahnsinnig ungewöhnlich hinsichtlich des Zusammenspiels. Sein Geschmack war für mich unbeschreiblich anstrengend … und hatte nebenbei erwähnt mit Pinot Noir, meiner ausnahmsweise sehr rigid-kleinlichen Meinung, kaum noch was zu tun … Trotzdem ein Erlebnis! 

* ** http://www.ojaivineyard.com/98/pnp98.html

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