13.8.13

Castel Schwanburg Südtiroler Cabernet 1989 und zwei Blaulemfränkberger



Es ist manchmal schon verwunderlich was sich so alles in Weinhandlungen finden lässt. Erst letztens bin ich über ein paar in Originalfolie verpacke Flaschen aus der Prä-Mauerfall-Ära gestolpert, die sich äußerlich in einem fantastischen Zustand befanden. Wenn diese besagten Weine nun aus einem der klassischen Weinbaugebiete der großen Bs, Rs oder Ms gewesen wären würde ich mich nicht so wundern, dass ich mich hier auto-genötigt fühle darüber schreiben zu müssen. Doch es war kein Wein aus den berühmten alterungsfähigen Fabellagen der Weinwelt. Mein heutiger Wein stammt aus dem kleinen Südtirol und war noch so erschreckend gut in Schuss, dass ich doch sehr überrascht war …

  
Der Castel Schwanburg Südtiroler Cabernet 1989, ein einst prächtiges Weingut das es mittlerweile leider nicht mehr gibt, konnte mich gleich vom Start verblüffen. An seiner Farbe konnte man natürlich ein vermutbar langes und erfülltes Leben festmachen - nun ja die Haupterfüllung fand ja gerade im Moment des Trinkens statt - doch Anzeichen von übermäßiger Altersmüdigkeit konnte ich kaum feststellen. Ich meinte sogar ein oder zwei jugendlich glitzernde Reflexe aufgeschnappt zu haben. Die Nase zeigte elegante und im Höchstmaß gut ausbalancierte und rebsortentypische Würzigkeit, eine fein anmutende Leichtfüßigkeit und erstaunlicherweise relativ präsente Frucht von dunklen Kirschen. Auch was den Geschmack betraf zeigte sich dieser leichtfüßig, um es etwas zu übertrieben zu wollen nahezu frisch, wunderbar ausbalanciert und geschliffen ohne abgestumpft oder ausgezehrt zu wirken. Die veilchenverwöhnte Eleganz dieses Cabernets erstaunte mich am meisten. Zeitweise war mir so als ob ein von Erhobenheit geschwängertes margaux'iges Alpenlüftchen an meinem Gaumen tänzelte. Ein wenig Übertreibung darf doch immer sein, oder!?! Wie auch immer … natürlich gab es auch ein paar minimale Defizite hinsichtlich einer nicht vorhandenen überwältigenden Komplexität usw., doch letztlich bleibt für mich ein sehr überraschender und mehr als nur anständiger, nämlich ein sehr anständiger *****, Zeitzeuge aus Cabernet Sauvignon. 

Darüber hinaus konnte ich noch von zwei „Blaulemfränkberger“ naschen. Zum einen von einem gereiften Württemberger aus dem Remstal: Weingut Schnaitmann Lemberger Simonroth 2003. Dieser präsentierte sich, wie es sich für einen richtigen Schnaitmann zu erwarten war, als wunderbar cremig und weich. Auch die Aromen von dunklen Johannisbeeren, etwas Kaffee, feinem Karamell und ein Etwas an dunklen Kirschen konnten mich schmeichelnd überzeugen. Die Vollreife und sehr präsente Fruchtsüße gefielen mir in diesem Fall ebenfalls sehr. Die Länge des Abgangs und die etwas zu präsente Holzwürze etwas weniger. Dennoch ohne Zweifel ein anständiger **** und sehr "smuuser" Lemberger aus einem großen Lembergerjahr! 
 
Der zweite „Blaulemfränkberger“ konnte gut als Kontrastprogramm herhalten. Der südburgenländische Blaufränkisch Eisenberg Szapary 2006 vom Weingut Uwe Schiefer war viel würziger, herber, kühler, ernster, mineralischer und jugendlicher (offensichtlich) als der Schnaitmann. Seine Aromen waren durchweg ein wenig pfeffrig, etwas frisch-balsamisch, voll von seriöser dunkler Johannisbeerfrucht, schüchterner Rauchigkeit und einer guten Portion an Lakritz.  Seine herbe aber nicht rustikal wirkende Struktur und beeindruckender Länge gefielen mir im Vergleich zum Württemberger weit besser. Doch zum jetzigen Zeitpunkt kam er mir fast ein wenig verschlossen und zur Halbzeit, nach ca. 3 Stunden, sogar etwas abweisend vor. Daher sehe für den Szapary 2006 noch weitere rosig-herbe Perspektiven für die nächsten ein, zwei oder drei Jahre. Im Moment ein absolut anständiger **** Blaufränkisch für die Freunde mit herberen Geschmackspräferenz.

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