27.7.13

Ein alter Badenser und zwei jungendliche Cousins aus Frankreich





Letztens hatte ich die Möglichkeit einen ziemlich gereiften Spätburgunder aus einem der Leuchtturm-Pinot-Betriebe Deutschlands probieren zu dürfen. Kommt bei mir eigentlich selten vor, dass mir solch gealterte Teutonen über den Weg laufen. Immerhin kam er aus einem meiner Lieblingsjahrgänge. Der Wein um den es sich heute handelt war ein Spätburgunder R 2001 aus den Hause Bernhard Huber. Zur Ergänzung gab es noch jugendliche Pinot-Cousins aus dem Burgund und etwas Erfrischung in Form von zwei Rieslingen! 



Weingut Bernhard Huber Spätburgunder R 2001, Baden

Die Farbe des R - damals noch keine Lage angegeben, schmeckte aber bienenberg'ig - von Huber zeigte sich im Kern als recht vital, dunkel und frisch glänzend. In den Rand-Regionen machte sich eine Farbgebung breit, die mich stark an mit Wasser verdünnte Cola erinnerte. Der Duft war zunächst etwas erstaunend süßlich-süßHolzig-kirschig und meine Weinigkeit neigte schon wieder dazu leichte Assoziationen mit der Produktpalette eines Konzerns aus Atlanta zu spinnen. Dieses Mal eher zu einem Getränk mit Cherry Beimischung. Nach ca. einer Stunde entwickelten sich die Düfte zu einem integrativeren und seriöserem Gesamtbild. Der Geschmack zeigte wesentlich mehr von seinen Qualitäten! Auch hier benötigte der Wein ein gehöriges Etwas an Sauerstoffzufuhr um die holzig-süßlichen Aromen zu bändigen. Nach einer guten Stunde zeigte sich der R wesentlich klarer und vor allem frischer (!?). Die mineralische Prägung konnte mich durchaus überzeugen. Er konnte mit schönem Rauch, einer feine Kaffeewürze, mit ziemlich präsenten Pilzearomen und angenehm abgestimmtem Unterholz prahlen. Die von nicht mehr süßlich wirkenden sehr dunklen Kirschen geprägte Fruchtigkeit drehte eher im Hintergrund ihre Runden. Zunächst befürchtete ich gewisse Balanceprobleme aufgrund des leicht präsenten Alkohols (13,5%), doch dieser konnte sich glücklicherweise mit dem Aufkommen der ausgeprägten mineralischen Aromen gut integrieren. Zusammengefasst, ein sehr anständiger ***** gereifter Pinot Genuss mir überzeugender Länge und jetzt noch mehr als ausreichender Lebenskraft aus dem schönen Badnerland.



Domaine Arlaud Morey-Saint-Denis 1er Cru Les Blanchards 2007

Die Farbe war ziemlich hell, matt und zeigte überraschenderweise schon gar nicht so wenige Alterungsverfärbungen. In der ersten halben Stunde war die Nase sehr betörend schlüpfrig-duftig. Feinste Beeren von vitaler Kraft, Blumenwiese und in diesem Zeitraum wunderbar integriert wirkender würziger Holzeinsatz. Nach einer guten halben Stunde übernahm Letzterer leider in bedenklicher Weise das Kommando. Was den Geschmack betraf verriet dieser seine holzige Prägung von Anfang an. Leider konnte die eigentliche Substanz des Weines mit der kräftigen Holzwürze nicht ganz mithalten. Natürlich konnte ich leicht schmeichelnde Beerenfrüchte und feine Laubwald Aromen ausmachen, doch gegen das Holz hatten diese keine Chance. Auch die Frische und eine vermutbare Jugendlichkeit konnte ich mir nicht wirklich ertrinken. Etwas erstaunlich fand ich die nicht so 2007erisch präsente Säure und leider der ziemlich unterdurchschnittliche Abgang. Leider nicht mehr als ein so la-la *** Pinot aus Morey-Saint-Denis eines für mich immer noch fragwürdigen Jahrgangs.



Domaine Rapet Pere et Fils Pernand-Vergelesses 1er Cru Ile des Vergelesses 2007

Über die Farbe gibt es nichts Großartiges zu berichten. Sie war klassisch rubinrot und hatte eine sehr homogene und nicht vital wirkende Farbe. Die Nase war in der ersten Stunde etwas käsig stinkend, zeigte viele sehr dunkle Beeren und nicht gerade wenig Rauch. Alles im allen erschien sie mir sehr verschlossen und zurückhaltend. Der Geschmack war zunächst von sehr herben, erdigen und buchstäblich fleischigen Aromen (Landjäger) geprägt. Diese anfänglichen leicht in Garstigkeit gleitenden Aromen zivilisierten sich glücklicherweise mit der Zeit. Dennoch zeigte sich der Wein im Gegensatz zum Morey-St-Denis von Arlaud sehr jung und sehr verschlossen. Das Tannin war noch recht fest, die Säure sehr präsent – aber nicht 2007er derb – und aromatische Vielfalt erwies sich als eher eingeschränkt und ziemlich diffus. Den Biss und das überzeugende Potential konnte ich durchaus vermutend feststellen. Im Moment viel zu verschlossen um eine ernsthafte Einschätzung abgegeben zu können. Da man von mir solche Eigenschaften wie Ernsthaftigkeit und Verlässlichkeit nun wirklich nicht zu erwarten hat würde ich im Moment von einem einem anständigen ****, etwas herben und wilden Pinot Noir ausgehen, den ich in den kommenden zwei Jahren wirklich nicht mehr öffnen würde. Danach ganz sicher wieder!
 


Weingut Schloss Gobelsburg Gaisberg Riesling 2006, Kamptal

Im Gegensatz zu nicht gerade wenigen niederösterreichischen Rieslingen aus 2006 konnte der hauptsächlich auf Glimmerschiefer gewachsene Gaisberg Riesling vom Weingut Schloss Gobelsburg mit einer beeindruckenden Schlankheit, mineralischen Tiefe und belebenden Frische aufwarten. Die Nase war geprägt von leichtem mit Orangen versetztem Honig, feinem Duft von weißen Blüten, sehr kräftigen Zitrusfrüchten und einer ins Gesamtbild sehr gut passenden grünen Würzigkeit geprägt. Am Gaumen zeigte der Gaisberg sowohl Cremigkeit (ohne fett zu erscheinen) als auch eine intensive frische würzige Fruchtigkeit. Aromen von Zitronen und Zitronenschalen gaben den Rhythmus vor. Doch auch feiner Honig, leichte Karamellnoten, etwas Apfel und die sehr prägnant athletische mineralische Prägung konnten mich mehr als nur überzeugen. Säurearmut, Molligkeit und die teilweise in Niederösterreich vorkommende von Alkohol geprägte und an Halbtrockigkeit heranreichende Behäbigkeit waren zu keinem Zeitpunkt ein Thema bei diesem Riesling. Auch die Länge des Abgangs war ziemlich beeindruckend. Ich muss zugeben, dass ich geneigt bin diesem Riesling als gerade noch als fantastisch ****** einzuschätzen. Tolle Überraschung!


Weingut Jos. Christoffel Jr. Riesling Graacher Domprobst Auslese* 1994, Mosel

Wie der aufmerksame Schauer, und natürlich auch Leser, wohl schon bemerkt hat war dieser durch tolle Trinkigkeit geprägte Riesling etwas zu schüchtern um fotografiert werden zu wollen. Nun ja, die höhere Wahrscheinlichkeit dieses Defizits ist wohl eher mal wieder bei der bestechende Inkompetenz des fotografierenden Individuums zu suchen! Wie auch immer ... Viel gibt es über diesen Riesling sowieso nicht zu schreiben! Einfach Toll trifft es am besten! Tolle ausgewogenen Leichtigkeit mit feinen dunkelbeerigen Aromen, frischem Apfel, ganz leichtem Holunder und einem Hauch von anmutverleihendem Honig. Die Mineralische Tiefgründigkeit konnte mich ebenfalls nicht enttäuschten. Das ganz große Plus dieses Weines war seine Verführungskraft zu nicht nur dem nächsten Glas. Ein wunderbar gereifter und immer noch ziemlich jugendlich wirkender leicht fruchtsüßer Riesling von sehr anständiger ***** Qualität.

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